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ADAC-Skandal "Gelber Engel" schon seit Jahren manipuliert

Teilnehmerzahl und Rangfolge wurden gefälscht: Der renommierte ADAC-Autopreis "Gelber Engel" ist schon seit mehreren Jahren manipuliert worden. Das ist das Ergebnis eines Prüfberichts, den der Automobilclub selbst in Auftrag gegeben hatte.
Abgang: Seit Jahren schon manipulierte der ADAC die Verleihung des "Gelben Engels"

Abgang: Seit Jahren schon manipulierte der ADAC die Verleihung des "Gelben Engels"

Foto: Daniel Karmann/ dpa

München - Der renommierte ADAC-Autopreis "Gelber Engel" ist seit mehreren Jahren manipuliert worden. Wie der Automobilclub am Montag in München mitteilte, wurde dabei zwischen 2009 und 2013 neben der Teilnehmerzahl auch die Rangfolge der Fahrzeuge gefälscht. Der ADAC hatte die Unternehmensberatung Deloitte mit der Untersuchung des Preises beauftragt.

Bereits in der vergangenen Woche hatte der ADAC bestätigt, dass in diesem Jahr beim Autopreis "Gelber Engel" neben der Teilnehmerzahl auch die Rangfolge gefälscht wurde. Die Autohersteller haben daraufhin angekündigt, ihre Preise zurückzugeben, die sie bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen erhalten hatten.

Durch die Veränderung der Auto-Hitparade in den vergangenen sechs Jahren wurde eine größere Markenvielfalt in den Top-5-Ergebnissen erreicht. So wären im Jahr 2012 beispielsweise regulär nur Modelle von Audi, BMW und Mercedes auf den Plätzen eins bis fünf gewesen. Nachdem der mittlerweile zurückgetretene ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter Hand angelegt hatte, schaffte es auch der Kleinwagen VW Up unter die Besten. Gegen ihn würden rechtliche Schritte vorbereitet, bekräftigte der ADAC seine Ankündigung von vergangener Woche.

Auch im Jahr 2011 profitierte Volkswagen mit dem Passat von der Verfälschung der Ergebnisse, ebenso wie Opel. Für die Jahre 2005 bis 2008 konnte Deloitte die Prüfung nicht komplett abschließen, da keine ausreichenden Daten mehr vorhanden sind. Allerdings stehe fest, dass in diesen Jahren ebenfalls die Ergebnisse teils gravierend verändert worden seien.

ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair erklärte, "einzelne Personen" hätten offenbar bereits seit Jahren die Hersteller und die Öffentlichkeit systematisch getäuscht. "Wenn wir unsere Glaubwürdigkeit wiederherstellen wollen, müssen wir für die vergangenen Jahre alle Preiskategorien so umfassend wie möglich auf Manipulationen untersuchen und die Ergebnisse veröffentlichen", sagte er. Anders als der Ex-Präsident des ADAC, Peter Meyer, ist Obermair noch im Amt. Meyer war in der vergangenen Woche zurückgetreten und kam damit seiner Entlassung zuvor.

Die Untersuchungen in den übrigen "Gelber Engel"-Kategorien seit 2005 durch Deloitte dauern noch an. Die Unternehmensberatung hatte sich zunächst nur die Ergebnisse der Leserwahl "Lieblingsauto der Deutschen" vorgenommen.

Die Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" waren der Auslöser für die größte Krise in der ADAC-Geschichte. Nach und nach kamen immer neue Ungereimtheiten und moralische Verfehlungen des Automobilclubs ans Licht.

mhu/dpa