Gesetzgeber im maltesischen Parlament haben dem umstrittenen Entwurf „Bill 55“ zugestimmt, der in Malta ansässige Offshore-Betreiber vor ausländischer Haftung schützt. Maltas Präsident George Vella unterzeichnete am 16. Juni 2023 das Gesetz.
Das am 24. April eingereichte Gesetz verhindert, dass Klagen gegen maltesische Betreiber wegen der Bereitstellung von Glücksspieldiensten erhoben werden, wenn die Aktivität durch ihre Lizenz abgedeckt ist. Viele in Malta ansässige Unternehmen – darunter einige der größten Unternehmen der Branche – bieten Online-Glücksspiele im gesamten europäischen Binnenmarkt an.
Betreiber, die an dieser Aktivität beteiligt sind, argumentieren, dass ihre Glücksspielaktivitäten unter den Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union fallen, welcher den freien Dienstleistungsverkehr vorsieht.
Europäische Regierungen und Regulierungsbehörden verweisen jedoch auf die Entscheidung der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2017. Darin geht es um Vertragsverletzungsverfahren und Beschwerden im Glücksspielsektor einzustellen. Sie berufen sich darauf, dass sie das Recht haben, in Malta ansässige Unternehmen daran zu hindern, in ihrem Zuständigkeitsbereich Wetten anzunehmen.
Diese unklare Rechtslage wurde durch eine Reihe laufender Gerichtsverfahren noch verschärft. Das neue Gesetz tritt im Zusammenhang mit einer Reihe laufender Rechtsstreitigkeiten in Deutschland und Österreich bezüglich der Rechtmäßigkeit der Aktivitäten einiger Betreiber in diesen Ländern in Kraft.
Diese Präzedenzfälle haben die Tür für viele tausend Klagen gegen Betreiber geöffnet, die in der Vergangenheit oder Gegenwart auf den Märkten dieser Länder tätig waren. Allein ein Unternehmen, AdvoFin, behauptet, dass es durch seine rechtlichen Aktivitäten 40 Millionen Euro an Spielerverlusten für 1.500 Kläger wiedererlangt habe.
Während sich einige Betreiber – wie etwa Entain – für eine Auszahlung im Verlustfall entschieden, haben andere gegen die Entscheidung gekämpft. Advofin hat festgestellt, dass die zu 888 gehörenden Unternehmen Mr Green und William Hill sowie das zu Flutter gehörende Unternehmen PokerStars über einen längeren Zeitraum keine Zahlungen für Urteile gegen sie geleistet haben.
Anschließend begannen viele Anwälte, sich an Gerichtsverfahren in Malta zu beteiligen, wo viele dieser Unternehmen ihren Sitz haben. Mit dem neuen Schutzmantel durch die maltesische Regierung, dürften es Kläger nun deutlich schwerer haben, ihre Verluste einzufordern.