Ein Wiener Gerichtsvollzieher hat kräftig über die Stränge geschlagen. Er hat 200.000 Euro aus diversen Verfahren nicht an die Gläubiger abgeführt, sondern in seine eigene Tasche gesteckt. Damit finanzierte er drei Jahre lang seine Spielsucht, bis der Schwindel aufflog. Spielautomaten und Poker hatten es ihm besonders angetan. Gestern musste er sich dafür vor dem Straflandesgericht verantworten.
Richter Stefan Erdei fasste sich ein Herz und ließ den Mann dafür wenigstens nicht ins Gefängnis gehen. Wegen Amtsmissbrauchs bekam er aber zwei Jahre auf Bewährung. Der Angeklagte beschreibt seinen Zustand selbst als „krank“ und er habe nicht gemerkt wie er immer tiefer und tiefer abgerutscht sei. Im August 2009 hatte er damit begonnen, die eingetriebenen Gelder für sich selbst zu nutzen, statt damit die Gläubiger seiner Kunden zu bezahlen.
"Mein Kopf war, glaub' ich, ausgeschaltet. Anders kann ich es mir nicht erklären", gab der ehemalige Gerichtsvollzieher an. Seine jahrelange Arbeit habe ihn sehr vertrauenswürdig gemacht, erklärte sein ehemaliger Vorgesetzter. Er wurde erst bei einer zufälligen Stichprobe entdeckt.
Richtig aufgefallen war er aber erst, als ein Solariumbesitzer Einspruch gegen ein eröffnetes Konkursverfahren einlegte. Er hatte nachweislich alle offenen Beträge getilgt, doch diese kamen nie dort an, wo sie eigentlich hingehörten. Noch ist das Urteil nichts rechtskräftig und 70.000 Euro hat der Angeklagte schon durch den Verkauf seines Elternhauses eingebracht.