Über 20.000 Stunden hat Craig Smallwood aus Hawaii zwischen 2004 und 2009 in den virtuellen Weiten des Online-Rollenspiels "Lineage II" verbracht. Jetzt muss er deswegen laut eigenen Angaben drei Mal in der Woche zur Therapie. Spielsucht, lautet die Diagnose. Für diese verantwortlich zeichnen soll laut Smallwood NCSoft. Der Spieleanbieter habe ihn nicht vor der Suchtgefahr gewarnt, die von dem Spiel ausgeht, klagte der Mann jetzt vor Gericht.
Das Spiel habe ihn so süchtig gemacht, dass er nicht mehr in der Lage sei, ein normales Leben zu führen, behauptet Smallwood in seiner Klage. Während des Spielens habe er "starke Gefühle von Euphorie und Befriedigung" verspürt, was ihn auf Dauer derart psychisch abhängig gemacht habe, dass er "nicht mehr selbstständig funktionieren" konnte und "zwanghaft" unter dem Drang gestanden habe, "Lineage II" zu spielen.
Hersteller NCSoft habe es während all der Jahre jedoch verabsäumt, ihn vor den psychischen Gefahren des abhängigen Spielens zu warnen, lautet der Vorwurf Smallwoods. Er klagte den Spieleanbieter daher wegen Betrugs und Fahrlässigkeit auf Schadensersatz. Hätte er vorher gewusst, dass es ihm so ergehen könnte, hätte er schließlich nie mit dem Spielen des Browser-Games begonnen.
Sehr zur Überraschung von NCSoft wurde die Klage vom Gericht zugelassen. Der südkoreanische Spieleanbieter hatte laut einem Bericht des "Handelsblatt" zuvor vergeblich versucht, die Klage wegen Unzulässigkeit abzuweisen. Sollte Smallwood den Prozess gewinnen, könnte dies weitreichende Folgen für andere Spielehersteller haben.