Politik will "Grauzone Wettmarkt" eindämmen

[Casinonews]

Der größte Wettskandal im europäischen Fußball ruft nun auch die Politik auf den Plan. Verbote von Live-Wetten und ein Gesetz gegen Sportbetrug werden diskutiert, aber letztlich bleiben die Möglichkeiten angesichts der "Grauzone Asien" begrenzt.

Das wird ein Thema für den Sportausschuss, kündigte die designierte Ausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag (SPD) an. Dieser kommt am 25,. November im Bundestag zur konstituierenden Sitzung zusammen. Ausschuss-Mitglied Karin Strenz (CDU) rechnet damit, dass der Wettskandal sie und ihre Kollegen lange beschäftigen wird. "Die Politik darf sich nicht heraushalten. Wir müssen die Fehler untersuchen", fordert sie. "Wir brauchen noch mehr Kontrolle - in allen Ligen", sagte Strenz.

Freitag betonte, der Vorstoß von Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU), ein Gesetz gegen Betrug im Sport auf den Weg zu bringen, "hat meine Sympathie". Es gehe jetzt um eine energische Antwort. Besonders die Fußball-Live-Wetten seien fragwürdig, sagte die aus dem Sauerland stammende SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Die Manipulationsmöglichkeiten sind um ein Vielfaches höher, wenn man auf die nächste gelbe oder rote Karte wetten kann, da ist es sicher nicht so schwer, Verabredungen zu treffen. Das hat mit dem eigentlichen Sport nichts mehr zu tun, das ist völlig ausgeufert."

Der Skandal führt auch zu einer neuen Diskussion um den Glückspielstaatsvertrag. Jährlich hat der Staat zurzeit etwa vier Milliarden Euro Steuereinnahmen aus dem Glücksspiel. 2006 urteilte das Bundesverfassungsgericht, der Staat könne sein Glücksspielmonopol behalten, wenn er der Suchtgefahr vorbeugt. Der Buchmacherverband macht nun ausgerechnet die rigiden Reglungen des Staatsvertrags für den Wettbetrug in Deutschland mitverantwortlich: "Jetzt zeigt sich die Spitze des Eisbergs eines Schwarzmarktes mit kriminellen Praktiken, der durch das absolute Verbot staatlich genehmigter privater Sportwetten in Deutschland nur gefördert wird."

Freitag weist das strikt zurück: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei einem ausufernden Wettmarkt durch die Zulassung weiterer Anbieter das Problem entschärft wird." Gerade von Seiten der FDP gebe es ganz massive Bestrebungen - etwa in Schleswig-Holstein - den Glücksspielstaatsvertrag auszuhebeln, dadurch könnten auch mehr private Wettanbieter in das lukrative Geschäft einsteigen. Dem müsse ein Riegel vorgeschoben werden, mahnte die SPD-Politikerin Freitag.

Auch die staatliche Sportwette Oddset wendet sich strikt gegen eine Aufweichung. "Ein ausuferndes Sportwettenangebot mit Live-Wetten oder Wetten auf Ereignisse während des Spiels, mit dem die kommerzielle Glücksspielindustrie Deutschland überflutet, verschärft die Manipulationsgefahren für den Sport weiter", sagte Erwin Horak, Präsident der Lotterieverwaltung Bayern und Verantwortlicher für die staatliche Sportwette Oddset. "Jetzt kommt es darauf an, dass die zuständigen Behörden das Verbot von Sportwetten im Internet und das Verbot von kommerziellen Wettbuden umso nachhaltiger durchsetzen."

Die Anti-Korruptionsorganisation Transparency International fordert generell mehr Prävention. "Wir brauchen natürlich die Repression, sprich Strafgesetze, Kontrollen, Frühwarnsysteme, damit es den Tätern so schwer wie möglich gemacht wird", sagte Deutschland- Chefin Sylvia Schenk. Korruption sei kein Kavaliersdelikt.

Die deutsche Politik kann so oder so aber nur begrenzt reagieren. Das Problem mit dem Wettmarkt in Asien und den Wetten im Internet, mit denen Beschränkungen in Deutschland umgangen und wo auf Spiele in unteren Klassen gewettet wird, die weitaus einfacher zu manipulieren sind, könne der nationale Gesetzgeber nicht lösen, sagte Freitag. Sie muss eine gewisse Hilflosigkeit der Politik eingestehen, Juristen sollen nun prüfen, welche Möglichkeiten es gibt.

"Wir werden diese Grauzone in Asien und anderen Regionen weiter haben", betonte die 56-Jährige. Es müsse nun auch eine moralische Debatte beginnen: "Es geht darum, dass die Werte des Sports durch Manipulation, sei es Wettbetrug, sei es Doping nicht in Gefahr geraten." Dabei seien auch Spieler, Schiedsrichter und Funktionäre gefragt. Die Sportausschuss-Vorsitzende verweist darauf, dass in der Debatte zudem eine andere Dimension bisher außen vor bleibt: "Leider spricht kaum jemand darüber, dass es neben den Betrugsmöglichkeiten auch ganz erhebliche Suchtgefahren durch Sportwetten gibt."