Lange Zeit wurde behauptet, dass kein Computer die Komplexität des Pokerspiels verstehen und nachahmen kann. Wissenschaftler nahmen die Herausforderung an und entwickelten Algorithmen, welche Pokerprofis die Stirn bieten sollten. Erste Versuche brachten die Schwachstellen der Programmierung hervor. Doch mit jedem neuen Test verbesserten sie die Poker-Bots.
Neuerdings kommt auch Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz. Sie erlaubt es, dass die Programme eigenständig dazu lernen. Sie optimieren sich selbst und heben somit ihr Niveau auf das der Profis an.
Tuomas Sandholm und Noam Brown zählen zu den Entwicklungsspezialisten auf diesem Gebiet. Sie haben ihre Poker-KI „Pluribus“ getauft. Im aktuellen Test kämpfte dieser Poker-Bot gegen sechs Spieler gleichzeitig.
Informatikprofessor Tuomas Sandholm brachte bereits 2017 seine Software „Libratus“ heraus. Noam Brown unterstützte ihn dabei. Doch erst jetzt, wo die KI ins Spiel kommt, scheinen sie eine reale Chance zu haben.
Kürzlich erschien ein Artikel im Magazin „Science“, welcher den Namen „Superhuman AI for Multiplayer Poker“ erhielt. Die Teilnehmer spielten No Limit Texas Holdem. In einer realen Partie können Spieler keine Statistiken erfassen. Wohingegen eine KI unbegrenzte Speichermöglichkeiten besitzt und diese zu umfangreichen Analysen heranziehen kann.
„Libratus“ setzte man damals erfolgreich im Heads Up ein. Sein Nachfolger konnte sich nun an einem vollen Tisch behaupten. „Pluribus“ lernt beim Spielen nur von sich selbst und verfolgt eine fest programmierte Strategie. Menschliche Tendenzen kann er noch nicht erfassen.
Ob seine Leistung tatsächlich „übermenschlich“ war, zweifeln Kollegen der Wissenschaftler an. Sie erkennen die aufwendige Arbeit an, fordern aber weitere Versuche. Wichtig beim ersten Test war, dass alle Spieler und die KI nicht wussten, ob ihr Gegenüber aus menschlichen oder technischen Ursprung entstammte.
„Die zur Lösung angewandten Techniken haben sich sukzessive weiter entwickelt. Die gleichen Methoden, mit denen man in einem 2-Player Setting optimal spielen kann, wurden nun auf 6 Spieler übertragen“, erklärte Johannes Fürnkranz, Professor für Knowledge Engineering an der TU Darmstadt.
Diese Erfolge sind erstaunlich und bedenklich zugleich. Es kommt darauf an, in welche Hände sie geraten.