Der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) hat die deutsche Regierung aufgefordert, den ins Stocken geratenen Lizenzierungsprozess für Sportwetten zu beschleunigen. Denn in 2020 sei der Umsatz aller Buchmacher um 16,1 Prozent gesunken. Verbandspräsident Mathias Dahms schlägt deshalb Alarm. Zugleich mahnt er, dass die strengen Kontrollen für das Online-Casino bereits zu einer Massenmigration von Spielern auf nicht lizenzierte Websites geführt hätten.
Die Steuerdaten des Bundesministeriums für Finanzen zeigen, dass der Branchenumsatz von 9,3 Milliarden Euro in Jahr 2019 auf 7,8 Milliarden in 2020 geschrumpft ist. Womit die Steuereinnahmen um besagt 16,1 Prozent zurückgegangen sein.
Im April und Mai letzten Jahres, so DSWV-Präsident Dahms, sei der Markt „vollständig zusammengebrochen“. Nachdem die Wettbüros geschlossen und die Sportveranstaltungen eingestellt waren, sank der Umsatz im April gegenüber dem Vorjahr um 90% und ging im Mai um 75% zurück.
Unter den Vorwürfen, dass die Glücksspielbranche von der Krise profitiert habe, sagte Dahms, "das genaue Gegenteil ist der Fall". Erst im Spätsommer, als der Sportkalender mit verschobenen Veranstaltungen voll war, stabilisierte sich der Umsatz. Die wirtschaftliche Situation sei jedoch "extrem angespannt" geblieben.
„Während der aktuellen Sperrung sind alle 5.000 bis 6.000 Wettbüros im ganzen Land geschlossen oder haben [einen reduzierten Service angeboten]", erklärte Dahms. "Ungefähr 25.000 Mitarbeiter arbeiten meistens in Kurzzeitarbeit und haben Angst um ihren Arbeitsplatz, während die Betreiber Angst um die Zukunft ihres Unternehmens haben."
Er sagte, dass die Regierung angesichts der Verweigerung staatlicher Beihilfen für Wettbüros einen Fahrplan für die Wiedereröffnung aufstellen müsse. Einschließlich der von den Betreibern geforderten Maßnahmen zur sozialen Distanzierung und Desinfektion.
Diese Finanzkrise, so der DSWV weiter, habe sich durch die am 15. Oktober in Kraft getretenen Übergangsbestimmungen für Online Casinos verschärft. Es folgte eine „massive“ Migration von Spielern zu Schwarzmarktbetreibern, welche hauptsächlich in Asien und der Karibik ansässig sind.
Eine Umfrage unter DSWV-Mitgliedern ergab, dass bei jedem Betreiber der iGaming-Umsatz nach Beginn des Übergangsregimes um durchschnittlich 54% sank. Was der Verband unter anderem auf die Obergrenze von 1€ pro Spin an Slots zurückführt. Inklusive der geforderten 5-Sekunden-Pause zwischen den Drehungen.
„Es ist klar, dass die strengen Vorschriften für virtuelle Spielautomaten den Markt fast über Nacht weggeleitet haben - leider in die falsche Richtung", sagte Dahms. „Es ist unrealistisch zu glauben, dass sich deutsche Kunden an die übermäßigen Beschränkungen des Staatsvertrags gewöhnen und zu lizenzierten Anbietern zurückkehren werden, solange sie mit Wettbewerbern spielen können, die ihnen viel bessere Bedingungen bieten.“