Obwohl die 16 Bundesländer gerade alles für einen neuen Glücksspielstaatsvertrag vorbereiten, schießen manche Politiker gern quer. Am vergangenen Freitag haben sich SPD und Grüne für ein komplettes Sportwetten-Verbot ausgesprochen. Andreas Schmidt, seines Zeichens SPD-Chef, erklärte dazu: „Sachsen-Anhalt muss sich wie zuvor schon Niedersachsen, Sachsen und Thüringen aus dem Sportwettengeschäft zurückziehen.“ Sportwetten sein „höchst missbrauchsanfällig“, ergänzte Sebastian Striegel von den Grünen.
Doch was hat die Politiker zu diesen Aussagen veranlasst? Ein Vorfall bei Oddset ereignete sich zwischen 2017 und 2018. Vier Personen, darunter die Betreiberin einer Lotto-Annahmestelle in Zerbst, wetteten in dieser Zeit über drei Millionen Euro. Nicht etwa auf Lottoscheine, sondern beim staatlichen Sportwettenanbieter Oddset. Sie organisierten sich dabei professionell und konnten mehr als 300.000 Euro an Reingewinn erzielen, heißt es.
Dann kam jedoch der Verdacht der Geldwäsche auf. Es soll zur Manipulation von Gewinnquoten gekommen sein, um ein paar Spieler zu bevorteilen. Die Inhaberin der Annahmestelle konnte die Daten anderer Tipper ausnutzen, um das eigene Tageslimit auszusetzen.
Das Unternehmen SIZ leitete eine Untersuchung ein. Ein dazugehöriger Prüfbericht wurde angefertigt. Viele Details aus ihm sind der Öffentlichkeit noch unbekannt. Besagte Politiker und Parteien berufen sich jedoch darauf, dass Sportwetten derzeit illegal in Sachsen-Anhalt sind. Doch es wird seit Jahren ein Auge zugedrückt. Angesichts der bevorstehenden Regulierung in 2021, entfacht derzeit ein Streit zwischen den Bundesländern.
Sachsen-Anhalt ist dabei besonders brisant, weil hier die bundesweit agierende Glücksspielbehörde entstehen soll. Sie wird die Lizenzanträge prüfe und Genehmigungen erteilen.
Doch die SPD strebt nun wohl ein komplettes Sportwettenverbot an. Weder private noch staatliche Anbieter soll es geben. „Das Problem ist nicht das Spielsystem Oddset, sondern die mangelnde Kontrolle der Verantwortlichen“, setzt CDU-Politiker Guido Heuer entgegen. Die Lotto-Gesellschaften müssten hier mehr einschreiten.
Dass beim staatlichen Lotto nicht alles rund läuft, prüft seit 2019 ein Untersuchungsausschuss des Landtags. Ergebnisse des erwähnten Prüfberichts wurden bis vor kurzem nicht dem Ausschuss übermittelt. Wobei Lotto abstreitet, diesen SIZ-Bericht jemals erhalten zu haben. Nun ist eine heftige Debatte zwischen der Gesellschaft und den zuständigen Politikern entstanden. Am 3. Juli setzt sich der Ausschuss wieder zusammen. Zwei Spielerinnen sind zu einem Interview geladen. Eine davon hat früher eine Lotto-Annahmestelle geführt.