Zunächst wollten nur wenige US-Staaten gegen das US-Wettverbot vorgehen und somit Ausnahmegenehmigungen erwirken. Nun aber interessieren sich immer mehr Senatoren und Gouverneure dafür. Kein Wunder, denn es handelt sich um einen milliardenschweren Markt, von dessen Regulierung die Staatskassen erheblich profitieren könnten.
Der anstehende Super Bowl stellt das Paradebeispiel dafür dar. An diesem Wochenende ist es so weit. Die Philadelphia Eagles treten gegen die New England Patriots an. Darauf haben sich Buchmacher mit zahlreichen Wettoptionen vorbereitet. Schätzungsweise 5 Milliarden Dollar werden die Amerikaner verwenden, um ihre Wetten zu platzieren. Davon geschieht rund 90 Prozent bei nicht lizensierten Anbietern.
Daran muss sich etwas ändern. Bislang sind Sportwetten nur in Delaware, Oregon, Montana und Nevada zulässig. Auch hier nur teilweise mit Sonderregeln. Ansonsten gelten Buchmacher seit 1992 als verboten. Von der American Gaming Association heißt es, dass der Markt etwa 150 Milliarden Dollar pro Jahr an Einsätzen generiert. Weil aber vieles in nicht regulierten Bahnen abläuft, könnte die Dunkelziffer noch größer sein.
Eventuell bringt der Oberste Gerichtshof der USA bald Licht ins Dunkel. Mit Anfang Dezember begannen dort die Bearbeitungen verschiedener Fälle. Sie alle laufen auf ein gemeinsames Ziel, die Regulierung der Sportwetten, hinaus. Die bisherigen Anhörungen zeigen eine recht positive Resonanz durch die Richter. Kommt es zur Aufhebung des Verbots, würde sich ein virtuelles Erdbeben durch die Server ziehen. Schlagartig wäre ein riesiger Sportwettenmarkt offen.
Viele rechnen damit schon fest. William Hill betreibt seit geraumer Zeit eine Pferderennbahn in Atlantic City. Kürzlich richtete das Unternehmen dort eine Annahmestelle für Sportwetten ein. Sie wartet nur auf die Inbetriebnahme, sobald es grünes Licht gibt.
Nicht weit davon entfernt steht das Borgata Casino von Atlantic City. MGM International beabsichtigt hier sieben Millionen Dollar in die Hand zu nehmen, um ebenfalls ein Wettbüro vor Ort zu errichten. Auf der Technikmesse CES konnten die Besucher deutlich erkennen, wie sich viele Anbieter auf diesen Tag X vorbereiten.
Doch noch ist der Ausgang offen. Chris Christie ist als Gouverneur von New Jersey bekannt. Er legalisierte Sportwetten in seinem Staat und führt einen Prozess zur weiteren Regulierung an. Ihm folgen mittlerweile 20 andere Bundesstaaten. Dagegen stellen sich vor allem die Profiligen NBA, NFL und MLB.
Durch eine Aufhebung des Verbots stünde den Staaten der Weg für separate Regulierungen frei. Richter Stephen Breyer kommentierte die Gesetzeslage so: "Es gibt aber kein Bundesgesetz, das Sportwetten verbietet - sondern nur eines, das es den Bundesstaaten verbietet, Sportwetten zu erlauben. Das ist eigenartig." Spricht das Urteil die Sportwetten frei, könnten auf Landesebene entsprechende Gesetze verfasst werden.
Die Klage richtet sich im Moment an einen möglichen Verstoß gegen die US-Verfassung, speziell den zehnten Zusatzartikel.