Internationales Gerangel um Glücksspiel im Netz: Die EU hat die USA aufgefordert, auch Zockerseiten aus EU-Staaten zuzulassen. Bislang dürfen Online-Wetten in den USA nur bei einheimischen Anbietern abgeschlossen werden - wenn überhaupt.
Brüssel - Vier Milliarden Dollar werden in den USA jährlich mit Online-Wetten umgesetzt - aber von diesem Kuchen bekommen europäische Netz-Buchmacher wie die britischen Seiten PartyGaming oder Sportingbet oder das Unternehmen Bwin bislang nichts ab. Die großen Anbieter beklagen sich nun, dass US-Wettbüros zwar in Europa Kundschaft werben dürfen, europäische Unternehmen aus dem US-Markt aber ausgesperrt werden.
Die EU drohte den USA nun sogar sanft, indem sie auf die Möglichkeit verwies, sich an die Welthandelsorganisation WTO zu wenden, damit die den Regelbruch ahndet. Man werde juristische Mittel jedoch zunächst zurückstellen und Verhandlungen mit der neuen US-Regierung abwarten.
Associated Press zufolge lebt etwa die Hälfte aller Menschen, die sich weltweit an Online-Glücksspielen beteiligen, in den USA, obwohl oder gerade weil Glücksspiele in vielen US-Bundesstaaten verboten sind. Die europäischen Unternehmen behaupten, der Ausschluss aus dem US-Markt habe sie bereits bis zu hundert Milliarden Dollar gekostet - in Form von verpassten Einnahmen und gesunkenen Aktienkursen.
Der Konflikt ist nur ein Ausschnitt aus einem größeren Welthandelsproblem: Internationale Transaktionen sind derzeit aufgrund der Wirtschaftskrise stark rückläufig, gleichzeitig fürchten Beobachter einen neuen Handelskrieg. Befeuert wurden solche Sorgen unter anderem durch die "Buy American"-Klausel im US-Konjunkturpaket: Sie sieht vor, dass für aus dem Paket finanzierte Maßnahmen bevorzugt US-Produkte und -Rohstoffe eingesetzt werden sollen.
So wollte der Senat in Washington sicherstellen, dass die Staatsausgaben der US-Regierung auch der amerikanischen Wirtschaft zugutekommen. Die Europäische Union, China und andere Handelspartner der USA kritisieren die Klausel als Handelsprotektionismus. Daraufhin wurde in Washington klargestellt, dass man sich an die Klausel nur halten werde, solange damit nicht gegen WTO-Regelungen verstoßen werde. Nervosität über Fragen des Welthandels bestehe jedoch weiterhin.