Die deutschen Glücksspielverbände DSWV (Sportwetten) und DOCV (Online Casino) haben die Bundesbehörden zu „alarmierenden Entwicklungen auf dem deutschen Online-Glücksspielmarkt“ informiert. Die zuständige Glücksspielbehörde GGL habe es versäumt, Verbraucher davor zu schützen, ins Visier des Schwarzmarkts zu geraten.
Die Warnung folgt einer Studie des Wirtschaftswissenschaftlers Günther Schnabl von der Universität Leipzig, in der er die Wirksamkeit von Gesetzen und Schutzmaßnahmen im deutschen zwischenstaatlichen Markt (GlüNeuRStv) beurteilt. In der Leitauswertung der Studie heißt es, dass trotz „der Bemühungen der Bundesländer, Spieler auf lizenzierte Angebote zu lenken, weiterhin etwa die Hälfte des deutschen Online-Glücksspiels auf dem illegalen Markt stattfindet“.
Die Studie der Universität Leipzig nutzte Daten des Online-Meter-Panels von Nielsen Media Deutschland, welches die Online-Aktivitäten von rund 25.000 Verbrauchern in Deutschland erfasste und Besuche sowie Interaktionen mit über 700 Glücksspieldomänen aufzeichnete. „Die Jugend- und Spielerschutzmaßnahmen legaler Anbieter wie Limits, Spielersperren und Hilfsangebote sind daher oft wirkungslos.“
Beobachtet man die Entwicklungen, so waren im März 2023 nur etwa die Hälfte (50,7 %) der deutschen Glücksspieler mit lizenzierten Anbietern beschäftigt. Der Bericht beschreibt eine deutliche Verlagerung hin zu nicht lizenzierten EU- (28,9 %) und Offshore-Betreibern (19,9 %), die seit Januar 2019 zu beobachten ist.
Das Fazit des Berichts: „Das zentrale Ziel der Länder mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag, der im Juli 2021 in Kraft trat, war es, Spieler in den legalen Markt zu leiten, wo sie in einem geschützten, staatlich überwachten Bereich spielen.“ Aufgrund der Abwanderung von Spielern in den unlizenzierten Markt entfallen die Spielerschutzmechanismen der aktuellen Regelungen.
Die Studie unterstützt frühere Empfehlungen des DSWV und des DOCV zur Bekämpfung der Zunahme von Schwarzmarktaktivitäten für deutsche Verbraucher. Dazu gehören „die Beschleunigung der Lizenzierungsprozesse der GGL, die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des legalen Marktes und die strikte Durchsetzung des Werbeverbots für illegale Anbieter bei gleichzeitiger Beibehaltung der Werbung für lizenzierte Betreiber“.
Darüber hinaus wird empfohlen, die Zusammenarbeit zwischen der Glücksspielbranche und der Bundesglücksspielbehörde GGL unter Beteiligung breiterer Interessengruppen zu verbessern.