Auf einer Homepage hat die Familie Daniel ihren Notar 9999 Lose zu einem Einzelpreis von 99 Euro anbieten lassen. Jedermann konnte sich dort digital registrieren.
Klagenfurt. Im Büro des Klagenfurter Notars Stefan Lindner laufen die Telefone heiß. Interessenten aus ganz Europa wollen ihre Besitztümer verlosen lassen, Schlösser und Landwirtschaften, Badehütten und Gewerbebetriebe. Ein Schweizer wollte über das Notariat gar seinen Mercedes verlosen lassen. Notar Lindner nimmt jedoch bis auf weiteres keine neuen Angebote an. Denn in den nächsten Wochen ist sein Büro mit jenem "Fall" ausgelastet, der den ganzen Hype ins Rollen gebracht hat.
9999 Lose zu je 99 Euro
Weil die Klagenfurter Familie Daniel auf dem freien Immobilienmarkt für ihre Klagenfurter Villa nicht jenen Preis erzielen konnte, den sie sich vorgestellt hat, verfiel sie auf die Idee, den Ansitz in der Nähe des Wörthersees zu verlosen. Diese Art des Immobilien-Handels ist in Großbritannien längst gang und gäbe. In Österreich hat die unübliche Vorgangsweise jedoch die Wellen hochgehen lassen.
Auf der Homepage Hausverlosung.at hat die Familie Daniel ihren Notar 9999 Lose zu einem Einzelpreis von 99 Euro anbieten lassen. Jedermann konnte sich dort digital registrieren. Mit der Einzahlung von 99 Euro war die Teilnahme an der Verlosung gesichert.
Die Homepage wurde geradezu gestürmt. Schon nach den ersten Tagen verzeichneten die Anbieter der Villa 40.000 Zugriffe. Die 9999 Lose waren binnen kurzer Zeit überzeichnet. Im Notariat Lindner waren die Mitarbeiter tagelang damit beschäftigt, die Bankeinzahlungen den einzelnen Registrierungen zuzuordnen und Losnummern an die Interessenten zu vergeben.
Auf der Homepage hatte man zwar angekündigt, die Verlosung der Klagenfurter Villa zu jenem Zeitpunkt vornehmen zu wollen, zu dem alle Lose verkauft sind. Das ist längst der Fall. Am Freitag hat die verkaufswillige Besitzerin jedoch angekündigt, dass das Traumhaus mit 400 Quadratmetern Wohnfläche erst im nächsten Jahr einen neuen Besitzer finden wird. Nach Angaben von Traude Daniel hätten rund 2000 Kauf-Interessenten die 99 Euro erst eingezahlt, als die aufgelegten 9999 Lose bereits vergriffen waren. Den Betroffenen werde man, so Daniel, das Geld ohne Abzüge rückerstatten. Die Homepage "www.hausverlosung.at" ist geschlossen.
Die ungewöhnliche Verlosungs-Aktion hat auch Neider auf den Plan gerufen. Mittlerweile liegt sogar eine anonyme Anzeige gegen Frau Daniel und ihren Notar vor. Der Unbekannte sieht in der <a href="http://www.casino-forum.net/lotto-bingo-keno-news/12553-hausverlosung-tausende-warten-auf-ihr-geld.html">Verlosung des Traumhauses</a> ein Vergehen gegen das Glücksspiel-Gesetz. Die Anzeige hat allerdings wenig Aussicht auf Erfolg. Denn Notar Lindner hat vor Beginn der Verlosung eine Stellungnahme des Finanzministeriums angefordert. Und darin heißt es, dass in der einmaligen Verlosung einer Liegenschaft kein Verstoß gegen das Glücksspielgesetz zu sehen ist.
Der Notar ist allerdings vorsichtig geworden. Im Gespräch mit der "Presse" meint er, derzeit niemandem zu einer Verlosung raten zu wollen. Er wolle zunächst eine schriftliche Erklärung des Finanzministeriums einfordern, wie man vorzugehen gedenke, wenn "die Leute jetzt plötzlich massenweise beginnen, ihre Häuser zu verlosen".
Kein Verstoß gegen Monopol
Harald Waiglein, Sprecher des Finanzministeriums hat in einem Interview bereits zu dieser Causa Stellung bezogen. Er betont, dass niemand gegen das Glücksspiel-Monopol verstoße, wenn er "nur einmalig eine einzelne Immobilie verlost". Notar Lindner gibt dennoch zu bedenken, dass derzeit in Österreich keine gesetzlichen Richtlinien dafür vorliegen, wie eine Verlosung abzulaufen habe. Deshalb sei seine Kanzlei mit einem Schätzgutachten und einem Treuhandkonto auf "Nummer sicher" gegangen. Zudem sei eine eigene Software notwendig.