Da die neue Regulierung des Glücksspielmarktes in Deutschland von den meisten Spielern gelinde gesagt als katastrophal empfunden wird, habe ich mir aufgrund aktueller Nachrichten einmal angeschaut wie es unsere Nachbarn die Niederländer so handhaben.
Seit dem 1. April 2021 gilt in den Niederlanden ein neues Gesetz zur Regulierung des Glücksspielmarktes welches sich schon dadurch von der deutschen Variante abhebt, dass sowohl Online- also auch Landcasinos gleichermaßen mit einbezogen werden.
Das Gesetz um das es sich dabei handelt wird abgekürzt als „KOA“ oder „Wet Kansspelen op Afstand“ (Gesetz über Glücksspiele auf Abstand) bezeichnet. Wie der Name dieses Gesetzes bereits etwas unorthodox andeutet, liegt der Schwerpunkt auf dem Spieler- und Jugendschutz und dies ist in der Tat wörtlich zu nehmen.
Soweit bekannt müssen laut KSA (Niederländische Glücksspielbehörde) die Lizenzinhaber nicht nur einen einwandfreien Leumund vorweisen können. Dies bezieht sich auf Steuerstraftaten, illegale Aktivitäten vor Einführung des neuen Gesetzes und andere Teilaspekte die einer Lizenzerteilung im Wege stehen würden. Die Anbieter sollen bei jeder Neuregistrierung ebenso eine sofortige Identifizierung des Kunden durchführen was sich bis hier noch mit deutschen Gesetzen deckt.
Was in den Niederlanden jedoch gänzlich anders als in Deutschland gehandhabt wird, ist die liberale Ausgestaltung der neuen gesetzlichen Normen sowie die Übergabe von Eigenverantwortung an die Spieler selbst soweit dies im Einklang mit den jeweiligen Gesetzen steht.
Zum Zwecke der „Forschung“ habe ich mich mal in so ein niederländisches Casino „reingeschummelt“ denn eine dortige Registrierung ist nur Einwohnern der Niederlande gestattet.
Auch wenn ich nur einmal die Gelegenheit bekam über VPN zu sehen wie manche Abläufe „intern“ dort stattfinden, war dies recht erhellend denn ich konnte nach erstem einloggen und herumprobieren nicht mehr am „Torwächter“ vorbeigelangen und wurde per Popup Menü ständig erneut zur Verifizierung aufgefordert. Eine Karteileiche mehr wird aus meiner Sicht dem Casino hoffentlich nicht schaden.
Was jedenfalls auf den ersten Blick bei den Spielen auffällt ist dass sämtliche gebotenen Optionen kaum an ein reguliertes Spielen wie es derzeit in Deutschland stattfindet erinnern. Um mal eine kurze Übersicht der Unterschiede aufzuzeigen, stelle ich an dieser Stelle eine Gegenüberstellung verschiedener Regelungen der gesetzlichen Vorgaben beider Länder hier ein.
Einzahlungslimits
Deutschland: Anbieterübergreifendes Einzahlungslimit von 1000€.
Niederlande: Spieler legen ein individuelles Einzahlungslimit selbst fest.
Spielpausen
Deutschland: Eine Spielpause von 5 Minuten nach 1 Stunde Spielzeit.
Niederlande: Spieler können Zeitlimits selbst festlegen.
Spielangebote
Deutschland: Bankhalterspiele sind verboten mit Ausnahme von besonderen Regelungen durch die Bundesländer (siehe auch Anzahlen Konzessionäre).
Niederlande: Alle derzeitigen und zukünftigen Formen des Glücksspiels sind legal.
Steuern
Deutschland: So genannte Spieleinsatzsteuer von 5,3% je getätigter Wette an Slots.
Niederlande: Besteuerung der Anbieter nach dem klassischen Modell des Bruttoumsatzes.
Slots Generell
Deutschland: 5 Sekunden Pausen zwischen jedem getätigtem Spin sowie direkter Abzug der Spieleinsatzsteuer von 5,3% auf den individuellen Einsatz. Automatisches Spiel ist nicht möglich. Es darf nicht höher als 1€ Einsatz getätigt werden.
Niederlande: Automatisches Spiel nicht möglich. Sonst keine Einschränkungen.
Slot RTP
Deutschland: Aufgrund der hohen Steuerabzüge wurden Slot RTP bei den Casinos mit Angeboten für den deutschen Markt in der Mehrzahl auf zwischen 87%-92% abgesenkt.
Niederlande: Keine Absenkungen oder Änderungen.
Dies ist keine abschließende Auswahl. Jedoch lässt die Ausgestaltung beider Gesetze bereits an dieser Stelle Rückschlüsse auf die Strategien beider Länder erkennen.
Es gab nach eigenen Recherchen in den Niederlanden kaum Kritikpunkte an diesem neuen Gesetz. So hat die Regierung in den Niederlanden betont, dass es keine Einschränkung der Spielvielfalt geben soll um den legalen Markt attraktiv zu gestalten und um insbesondere die Kanalisierung hin zu den legalen Angeboten zu fördern.
Dabei scheint gerade auf organisatorischer Ebene in den Niederlanden einiges besser abgelaufen zu sein als in Deutschland. Einer Statistik nach nutzen derzeit etwa 78% der Spieler in den Niederlanden legale Angebote was eher für eine hohe Akzeptanz des neuen Glücksspielgesetzes steht.
Mein Fazit: Nicht nur die Schweiz zeigt wie man es besser machen kann, auch die Niederländer machen vor wie effektiv so ein Gesetz sein kann welches den Spieler nicht gängelt. Ein kleiner Wermutstropfen des niederländischen Gesetzes bleibt sicherlich im Hinblick auf die automatischen Spins bei den Slots. Dennoch würde ich so ein Angebot als Spieler nutzen denn die Turbospin Funktion und die Einsatzhöhen lassen sich unbeschränkt nutzen.
Das derzeitige Glücksspielgesetz in den Niederlanden stellt in der Tat auf den Spielerschutz ab und setzt dabei auf Freiwilligkeit, nicht auf Willkür. So sollte es aus meiner Sicht sein auch wenn ich mir sicher bin das die Politik in Deutschland weder willens noch Fähig ist hinzuzulernen, denn die Abwanderung von Spielern in die Illegalität ist unter den derzeitigen Voraussetzungen bereits gängige Formsache.
Quellenhinweise: Home - Kansspelautoriteit https://wetten.overheid.nl/BWBR0044773/2021-10-01
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