05.10.2006

Russland: Kampf gegen Kasinos - Glücksspiel nur noch in Provinz

MOSKAU, 05. Oktober (RIA Novosti). Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Vorschlag der Kreml-nahen Partei "Einheitliches Russland" unterstützt, wonach alle Spielbanken in speziell dafür geschaffenen Kontrollzonen ihr Glücksspielgeschäft betreiben können.

Wie das russische Wirtschaftsblatt "Bisnes" am Donnerstag berichtet, sollen den Kasinos zwei Standorte im europäischen Russland, einer in Sibirien und einer im Fernen Osten zur Verfügung gestellt werden. Die im Glücksspiel tätigen Unternehmen sehen dadurch ihre eigene Existenz bedroht.

"Von strikten Beschränkungen für die Glücksspielbranche wird in den Wandelgängen der Duma (Unterhaus des russischen Parlaments) seit langem gesprochen, doch nur Wenige wagten bis heute entsprechende Gesetzesänderungen offen zu unterstützen", sagt Wladimir Medinski, stellvertretender Chef des Duma-Ausschusses für Wirtschaftspolitik. "Nachdem der Duma-Vorsitzende und der Staatspräsident diese Idee unterstützt haben, muss ein entsprechendes Gesetzentwurf im Parlament Beifall finden."

Die Glücksspielbranche reagiert geschockt. Nach Ansicht Jewgeni Matwejtschuks, Vorstandschefs der Firmengruppe Rosgame, könnte das neue Glücksspielgesetz bereits in sechs Monaten angenommen werden. "Die Unternehmen haben zwar Zeit, um ihre Investitionen zu decken. Doch die neue Regelung bedeutet für die Branche den Tod", urteilt er. Der Generaldirektor der Glücksspielkette Jackpot, Igor Salita, hofft auf eine Übergangsperiode von drei bis vier Jahren, um sein Geschäft neu ordnen zu können.

Der Präsident der Spielbankkette Storm International, Michael Bottcher, befürchtet, dass die neue Gesetzesinitiative das Glücksspielgeschäft landesweit in die Schattenwirtschaft drängt, wie dies in allen Staaten der Fall gewesen sei, die Glücksspiele verboten haben.

In der Hoffnung, Glücksspiel-Zonen anzulocken, bieten die russischen Provinzen freie Standorte an. Die Moskauer Stadtverwaltung übt sich in Zurückhaltung. Die Moskauer Kasinos und Spielbanken bringen der Stadt umgerechnet rund 230 Millionen Euro im Jahr, sagt Andrej Metelski, stellvertretender Vorsitzender des Moskauer Stadtparlaments. "Doch für das Wohl der Stadt und ihrer Einwohner könnte man dieses Opfer bringen", räumt Metelski ein. "Moskau hat ohnehin viel Geld."

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