01.10.2006
Bwin verklagt das Land Bremen
Der Sportwettenanbieter geht in die Offensive. Mit der Klage verbunden ist eine Schadenersatzforderung in siebenstelliger Höhe.
Sportwetten-Anbieter bwin geht in die Offensive. Das Unternehmen bereitet eine Staatshaftungsklage gegen das Land Bremen vor. "Wir tun das, weil uns ein unmittelbarer Schaden entstanden ist", sagte Jörg Wacker, Direktor von Bwin in Deutschland, der "Welt am Sonntag". Mit der Klage verbunden sei eine Schadenersatz-Forderung in siebenstelliger Höhe.
In dem Konflikt um die Lizenzen privater Wettanbieter in Deutschland wird damit erstmals ein Bundesland juristisch angegriffen. An Bremen will bwin offenbar ein Exempel statuieren. "Dieses Verfahren wird einen Mustercharakter haben", sagt Wacker. "Gewinnen wir, werden wir in anderen Bundesländern ähnlich vorgehen."
Der Klage vorausgegangen ist ein Beschluss des Oberverwaltungsgerichtes Bremen, das dem privaten Sportwetten-Anbieter mit Sitz in Wien die Werbung als Sponsor des Bundesligavereins untersagt hatte. Seitdem darf Werder Bremen zu Hause nicht mehr mit dem Bwin-Logo auf dem Trikot auflaufen. Dabei zahlt der Sportwetten-Anbieter rund sechs Millionen Euro jährlich an den Verein und ist damit Hauptsponsor des Fußballvereins. Werder Bremen gilt als Aushängeschild der Region. Immer wieder betont der Stadtstaat, wie wichtig er für das strukturschwache Bremen sei.
Der Schaden setze sich vor allem aus entgangenen Sponsorenleistungen und beträchtlichen Verfahrenskosten zusammen, sagt Wacker. Doch neben den materiellen Auswirkungen beklagt Bwin auch Schäden für die Marke. "Es schadet uns natürlich, wenn der Markenname bwin immer wieder mit dem Wort "illegal' in Verbindung gebracht wird. Denn wir haben ein legales Produkt mit einer legalen Lizenz. Wenn jemand etwas anderes behauptet, gehen wir dagegen vor."
Auch andere Bundesländer überziehen das Unternehmen mit Repressalien. Sachsen verbot Bwin im August die Geschäftstätigkeit. Bayern hat ebenfalls eine Reihe von Verboten ausgesprochen.
Der Wettanbieter - mit rund einer Million Kunden hierzulande Marktführer - rechtfertigt seine Existenz mit einer noch zu DDR-Zeiten im Jahr 1990 in Sachsen ausgestellten Lizenz sowie einer gültigen EU-Lizenz.
Weitergehende Verfolgung fürchtet Wacker aber nicht: Eine Aktion wie in Frankreich, wo die beiden Chefs der österreichischen Konzernmutter von der Polizei in Gewahrsam genommen wurden, schließt er hierzulande aus. Das Oberlandesgericht München habe erst diese Woche eine Strafbarkeit für das Anbieten von Sportwetten verneint. Zudem bestehe zwischen den Ländern keine Einigkeit: "Offiziell treten sie zwar für das Monopol ein. Doch sie wissen eigentlich, dass damit keine tragfähige Lösung geschaffen wird."
welt.de