07.09.2006
Androsch zieht sich aus Sachsen-Projekt zurück
Industrieller wirft Politikern mangelnde Investitionssicherheit in Deutschland vor
Wien - Der Industrielle Hannes Androsch, größter Einzelaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender beim börsenotierten Online-Sportwettenanbieter bwin, zieht sich als Folge des Lizenzentzuges im deutschen Bundesland Sachsen aus dem dort geplanten Großprojekt "Jägerpark Dresden" zurück. Androsch habe dies mit der "mangelnden Investitionssicherheit in Deutschland" begründet, berichtet das Nachrichtenmagazin "Format" in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe.
Brief an Ministerpräsidenten
In einem persönlichen Brief an den sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt habe Androsch seinem Ärger auf die Politik Luft gemacht, und die Untersagung der Wettaktivitäten der bwin im Freistaat Sachsen - obwohl das Unternehmen dort eine seit fünfzehn Jahren gültige Lizenz besitze - als "ein beispielloses und willkürliches Vorgehen" bezeichnet. Dies stehe im in Gegensatz zu EU-Recht.
"Damit wird nicht nur Recht gebeugt. Auch die Entwicklung in anderen EU-Staaten wird ignoriert", schreibt Androsch im Brief laut "Format". Der ehemalige Finanzminister sieht dadurch auch die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Deutschland in Frage gestellt, "wenn ein seriöses Unternehmen ungeachtet einer aufrechten Erlaubnis mit rechtlichen Konsequenzen geknebelt wird".
Rechtliche Schritte
Wie berichtet darf bwin seit 10. August keine Wetten mehr in Deutschland anbieten. Medienberichten zufolge entfällt auf Deutschland rund ein Drittel des bwin-Umsatzes. Das Unternehmen kündigte umgehend rechtliche Schritte inklusive einer 500 Millionen Euro-Klage an. Das Wettangebot bleibe vorerst online, hieß es.
Konkret richtete sich der Lizenzentzug gegen die in Sachsen angesiedelte bwin e.K., die zu 50 Prozent Steffen Pfennigwerth gehört, die anderen 50 Prozent entfallen auf die bwin Interactive Entertainment AG als atypisch stillem Eigentümer. Außerdem sind von der Untersagungsverfügung 52 private Anbieter betroffen. In Deutschland gilt ein Wettmonopol, bwin hat allerdings eine DDR-Lizenz aus 1990, dem Jahr der deutschen Wiedervereinigung.
Verhaftung
Aber nicht nur in Deutschland weht bwin ein scharfer Wind ins Gesicht. Am Dienstag wurde in den USA erneut der Chef eines im Lande aktiven Online-Sportwettanbieters, der Sportingbet, verhaftet wurde. Dies brachte heute die Aktien der gesamten Wettbranche unter Druck. Die Aktien der 12-Mrd.-Dollar-Industrie verloren deutlich. (APA)
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