Im Jokers Palace Casino rollt die Kugel
Frankfurts neue Spielbank lockt mit 54 Automaten zum Oderturm / Stadtväter mieden nach geplatzten Träumen die Eröffnungsveranstaltung
JEANETTE BEDERKE
FRANKFURT (ODER) Die Roulett-Kugel rollt, die Pokerkarten werden an virtuellen Automaten gemischt und auch die Slot-Maschinen kreisen. Frankfurt hat nach Potsdam und Cottbus eine eigene Spielbank, betrieben von der Brandenburgischen Spielbanken GmbH. 54 chromblitzende Automaten locken seit gestern in den "Jokers Palace". Das Glück kann man schon mit Einsätzen ab ein Cent herausfordern.
Dichtes Gedränge herrschte gestern am Eröffnungstag in der 400 Quadratmeter großen Spielbank. Die Besucher griffen bei Häppchen und Sekt zu, studierten die dreisprachige Speise- und Getränkekarte an der Bar und ließen sich von den zwölf Mitarbeitern Spielanleitungen erklärt. Erfahrene Glücksritter zückten die ersten Münzen, drückten Tasten, starrten gebannt auf den flimmernden Bildschirm. Auch wenn ausschließlich Automaten das Spiel machen, finden sich nur wenige der berüchtigten einarmigen Banditen. "Unsere Geräte sind auf dem modernsten Stand und werden überwiegend über das Berühren des Bildschirms bedient", erklärte Klaus Walkenbach, Geschäftsführer der Spielbanken GmbH.
Sein ganzer Stolz ist eine Multi-Roulett-Anlage, an der bis zu acht Gäste gleichzeitig spielen können. Über ein eigenes Terminal werden die Einsätze gemacht, in der Mitte kreist wie beim klassischen Roulett eine Kugel über 36 Zahlen im "Kessel". Die Rolle des Croupiers übernimmt jedoch der Automat. Heiß umkämpft sind auch die vier Zocker-Plätze, die an den landensweit geltenden Brandenburg-Jackpot "Happy Joker" angeschlossen sind, der regelmäßig hohe Gewinne ausschüttet. Mindesteinsatz hier sind 50 Cent, der aktuelle Jackpot steht bei 98 000 Euro.
Wer des Zockens bei Black Jack, Bingo oder Slot müde ist, zieht sich in die gemütliche Sport-Fernseh-Ecke zurück, kann dort auf zwei Plasma-Bildschirmen Sportwettbewerbe verfolgen. Dieses Angebot dürfte vor allem während der Fußball-Weltmeisterschaft verlockend sein. "Wer zu uns kommt, muss nicht zwangsläufig auch an die Automaten. Bei uns kann man sich auch so entspannen", sagte Gerry Döring, Chef der Spielbank. Elf neue Arbeitsplätze sind entstanden.
Etwa 3,4 Millionen Euro hat die Brandenburgische Spielbanken GmbH in den Umbau eines denkmalgeschützten, ehemaligen Bürogebäudes am Oderturm investiert.
Vertreter der Stadtverwaltung suchte man am Eröffnungstag vergebens unter den Gästen. Die Stadtväter hatten jahrelang von Deutschlands östlichstem Nobel-Casino an der Oder und einer zusätzlichen Einnahmequelle für das klamme Stadtsäckel geträumt, das wirtschaftliche Risiko sollten jedoch private Investoren tragen. Die aber sprangen reihenweise wieder ab. Das Potsdamer Innenministerium versagte der Stadt aufgrund der schlechten Prognosen die beantragte Konzession. "Das große Spiel rentiert sich nur dort, wo genügend zahlungskräftige Gäste zu erwarten sind. In Potsdam ist das durch die Nähe zu Berlin der Fall", so Walkenbach. Ebenso wie in Cottbus wäre ein klassisches Casino auch in Frankfurt ein Minusgeschäft geworden.
Dass der Rubel an der Oder nicht so heftig rollt, hatte schon das polnische Slubice feststellen müssen. Ein Casino im klassischen Sinne musste dort vor zwei Jahren mangels Besuchern wieder schließen. "Das Automatenspiel hat durch vielfältigere Angebote in den vergangenen Jahren eine große Akzeptanz gefunden", meinte Walkenbach. Das bestätige auch die Cottbuser Bilanz. Dort sei im Vorjahr ein Überschuss in Höhe von 1,2 Millionen Euro erwirtschaft worden. Prognosen gehen in Frankfurt von jährlichen Einnahmen in Höhe von 3,1 Millionen Euro aus.
maerkischeallgemeine.de
---
Zitieren
