26.05.2006
Mutmaßlicher Heiratsschwindler vor Gericht
In Graz ist am Freitag ein 76-jähriger Grieche wegen des Verdachts des Heiratsschwindels vor Gericht gestanden. Der Mann soll zwei Steirerinnen die Ehe versprochen und ihnen 30.000 Euro herausgelockt haben.
Während eines der Opfer die Anklage gegen den griechischen Atomphysiker zurückzog, blieb das zweite Opfer bei seinen Anschuldigungen und brachte damit den Griechen vor Gericht.
Reichem Griechen in Reha-Klinik begegnet
Im Jänner 2003 hatte die Frau den 76-Jährigen über eine Freundin in einer Reha-Klinik in Frohnleiten bei Graz kennen gelernt. "Beim Pflegepersonal war er als wahnsinnig reicher Professor bekannt", gab die Freundin als Zeugin vor Gericht an.
Er soll ein elf Millionen Dollar teures Schiff besitzen und im Casino rund sieben Millionen Euro gewonnen haben. "Hat das Geld für Sie eine Rolle gespielt?" wollte der Richter vom mutmaßlichen Opfer wissen. "Natürlich, wer will nicht ein angenehmes Leben führen", so die angeblich Betrogene.
20.000 Euro hergeborgt
Laut Aussagen der Klägerin habe sie dem Griechen für Wartungsarbeiten an dessen Yacht insgesamt 20.000 Euro geborgt. Dafür habe sie einen Kredit aufnehmen müssen, erklärte die Steirerin.
11.000 Euro dieses "Darlehens" habe sie zwar zurückbekommen; inzwischen stehe sie mit ihrer Tochter aber auf der Straße, weil sie die Raten nicht mehr zurückzahlen könne, gab die Frau an.
Wurde Steirerin "gierig"?
Ganz anders die Schilderung des Griechen: Die Frau sei wegen seines Casino-Gewinnes gierig geworden und habe ihm das Geld aufgedrängt, damit sie eine Spielergemeinschaft gründeten, so der pensionierte griechische Atomphysiker vor Gericht.
"Sind Sie bereit, ihr den Rest zurückzuzahlen?" wollte der Richter wissen. "Sie hat mitgespielt und verloren. Die Anteile hat sie zurückbekommen", erklärte der 76-Jährige, der einen Dolmetscher dabei hatte, weil er angeblich nur ein sehr einfaches Deutsch spricht. "Eine glatte Lüge", meinte die Steirerin, "er spricht perfekt Deutsch."
Richter beschließt Diversion
Auf Grund der geringen Schuld machte der Richter einen "Vorschlag zur Güte" und beschloss eine Diversion. Nach langem Hin und Her nahm der 76-Jährige schließlich an und erklärte sich bereit, eine Teilschuld von 10.000 Euro zu zahlen. Der Rest solle auf dem zivilgerichtlichen Weg geregelt werden.
Die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab, die Entscheidung ist somit nicht rechtskräftig.
steiermark.orf.at
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