25.05.2006
Müllgebühren-Prozess
Scharfe Kritik an Stadtwirtschaft
Gefängnisstrafe für den Betrüger - Firma räumt Mängel ein
Halle/MZ/asc. Im Prozess um veruntreute Müllgebühren bei der halleschen Stadtwirtschaft ist ein ehemaliger Mitarbeiter vom Landgericht Halle am Mittwoch zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Der 42-Jährige hatte gestanden, von Mitte 2000 bis Mitte 2005 fast eine Million Euro von einem Firmenkonto abgezweigt zu haben. Mit dem Geld hatte er seine Spielsucht finanziert. Die 2. Wirtschaftsstrafkammer des Gerichts berücksichtigte in ihrem Urteil, dass es bei der firmeninternen Kontrolle des Zahlungsverkehrs erhebliche Mängel gegeben hatte. Staatsanwaltschaft und Verteidigung sprachen sogar von einem Mitverschulden des städtischen Unternehmens.
Der Staatsanwalt wird deutlich: In Halles Stadtwirtschaft "gab es keine Kontrolle, die diesen Namen nur ansatzweise verdient", sagt Hans-Christian Folkers. Der Rechtsanwalt des Angeklagten Stefan B. wird noch deutlicher: Für Frank Janzen haben "Ignoranz und Gleichgültigkeit im Umgang mit fremden Geldern" in der Firma die Basis für das Vorgehen seines Mandanten gelegt.
Über fünf Jahre zweigte B. unbemerkt fast eine Million Euro von einem Konto des städtischen Unternehmens ab. Vier Jahre muss der ehemalige Mitarbeiter dafür in Haft, am Mittwoch hat das Landgericht das Urteil gesprochen. Auch der Vorsitzende Richter Klaus Hermle betont, B. hätte überwacht werden müssen. Die Diskette aber, auf der B. zu seinen Gunsten Datenträger manipulierte, habe niemand eingesehen. "Das hat man organisatorisch nicht auf die Reihe gekriegt", bemerkt der Richter süffisant. Erst durch einen Tipp der Sparkasse wurde der Betrug entdeckt.
Die Stadtwirtschaft räumt derweil "Mängel im Kontrollsystem" als Ursache für die Veruntreuung ein. Das habe eine Untersuchung durch Wirtschaftsprüfer ergeben.
mz-web.de