24.05.2006
FERNSEHEN / HANNELORE ELSNER GERÄT IM ARD-DRAMA "DIE SPIELERIN" AN DEN ABGRUND
Die Sucht nach dem Kick beim Roulette
Wie kann man nur dem Nervenkitzel am Roulette-Tisch verfallen? Hannelore Elsner macht es in dem Film "Die Spielerin" vor. Sie brilliert als Spielsüchtige.
Am Ende schreit sie, schimpft, winselt wie eine Drogensüchtige. So haben wir Hannelore Elsner noch nicht erlebt. In dem Film "Die Spielerin" zeigt die 63-Jährige in der Rolle der Polina, was sie als Charakterdarstellerin drauf hat.
Dabei beginnt der Film so harmlos und brav, dass man sich schon in einer seichten TV-Liebesschnulze wähnt: Attraktive, begüterte Dame trifft im Luxushotel auf attraktiven - scheinbar - begüterten Mann, beide verlieben sich. Friedrich (Erwin Steinhauer) entpuppt sich jedoch bald als hoch verschuldeter Anwalt, der später gar wegen Veruntreuung verhaftet und vor Gericht gezerrt wird. Natürlich glaubt Polina ihm, dass er unschuldig ist.
Aber dann kommts: Um seine Schulden zu mindern, bittet Friedrich Polina, für ihn im Casino Roulette zu spielen - und sie gewinnt. Was für ein Kick. Doch das berauschende Erlebnis hat Folgen. Denn während Friedrich in U-Haft sitzt, glaubt Polina, ihn mit hohen Einsätzen am Roulette-Tisch retten zu können. Sie wird spielsüchtig und setzt alles . . .
Was als Schmonzette beginnt, bekommt im Laufe der Geschichte dank der guten Schauspieler Format. Den Wandel von der soliden, aber einsamen Dame, der nach einer lukrativen Scheidung nur noch das Partnerglück fehlte hin zur völlig abgebrannten Spielhöllen-Gängerin, die am Ende vom Gerichtsvollzieher besucht wird, schafft sie mit Bravour. Auch Erwin Steinhauer überzeugt mit unaufdringlichem, ehrlichem Schaupiel.
Beim Drehbuch jedoch, das übrigens an Dostojewskis Roman "Der Spieler" angelehnt ist, hapert es naturgemäß: Denn was bei einem echten Spielsüchtigen Monate oder Jahre dauern kann, muss hier in wenigen Wochen, beziehungsweise in 90 Minuten durchgezogen werden. Das lässt den Film zeitweise lahmen. Dafür dreht er gegen Ende dann ganz schön auf. Polinas Weg in den Ruin fesselt, geht aber auch an die Nieren. Der Zuschauer fiebert mit, wenn die kettenrauchende Elsner am Tisch mal wieder auf die Null setzt. Man freut sich, wenn sie gewinnt, leidet, wenn sie verliert. Ein Wechselbad der Gefühle.
Sendung: 24.Mai 2006, 20.15 Uhr, ARD.
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