23.05.2006
Aus für Wettbüros
Hessen will an Monopol festhalten - Weniger Werbung für Lotto
wiesbaden / kassel. Hessen will private Sportwettenbüros endgültig schließen lassen. Einen entsprechenden Erlass hat Innenminister Volker Bouffier (CDU) kürzlich an die Ordnungsämter herausgegeben. Zulässig sind dann nur noch Pferdewetten und das staatliche Oddset-Angebot.
Schon 2005 wollte Bouffier den illegalen Wettbüros, deren Anbieter oftmals im Ausland sitzen, den Garaus machen. Doch damals hatten die von den Privaten angerufenen Gerichte zunächst auf das Bundesverfassungsgericht gewartet. Das hat inzwischen entschieden und die Länder vor die Wahl gestellt, entweder Private zuzulassen und streng zu kontrollieren oder das staatliche Monopol aufrechtzuerhalten und zugleich geeignete Maßnahmen gegen die Spielsucht zu ergreifen.
Hessen hat sich wie zwölf andere Länder für das Monopol entschieden. Über Gesetzesänderungen wollen die Länder im Juni beraten. Dass der Schließungserlass voreilig sei, weist Ministeriumssprecher Bußer zurück: "Diese Büros sind doch schon immer illegal."
Hessenweit sollen es mehr als 250 sein, in Frankfurt etwa 80, und Kassel hat 57 Büros angeschrieben. Hessen-Lotto will seine Werbung nun einschränken, um den Gefahren der Spielsucht entgegenzuwirken. Dies kann zum Beispiel die Bandenwerbung auf Sportplätzen betreffen oder allzu auffordernde Werbesprüche wie "Täglich spielen - täglich gewinnen" (Keno-Werbung). Lotto-Geschäftsführer Heinz-Georg Sundermann erwartet dadurch einen spürbaren Umsatzrückgang.
Erhebliche Nachteile hätte ein Fall des staatlichen Monopols für die hessischen Sportvereine. Denn 3,75 Prozent der wöchentlichen Lottoeinnahmen fließen automatisch an den Landessportbund, rund 8000 Sportvereine im Lande profitieren davon.
Die Spieler selbst freilich profitieren von den privaten Wettanbietern. Denn bei ihnen sind die Quoten besser. Laut Sundermann werden bei den Privaten 91 Prozent der Einsätze ausgeschüttet, bei Oddset seien es 55 Prozent. Lotto müsse aber auch 35 Prozent Lotteriesteuern zahlen, während ein privater Illegaler sich für nur 370 Euro eine Konzession auf Gibraltar kaufen müsse.
hna.de