20.05.2006
Lotto-Tipper abgezockt - 14 Millionen weg
Paar lockte mit Spielgemeinschaften, aber nur Bruchteil des Geldes soll eingesetzt worden sein
FRANKFURT (dpa) Ein Österreicher und seine deutsche Lebensgefährtin sollen fast 14 Millionen Euro von Lottospielern kassiert und den größten Teil davon in die eigene Tasche gesteckt haben. Gegen das Paar wurde nun Anklage erhoben.
Die Anklage der Staatsanwaltschaft lautet auf die gewerbsmäßige Veruntreuung von Lottogeldern, wie die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Freitag mitteilte. Das Paar betrieb in Heusenstamm bei Frankfurt einige Firmen, die offiziell Spielgemeinschaften vermittelten, vor allem aber der Verschleierung dienten.
Wegen des Vorwurfs Geldwäsche müssen sich auch noch fünf weitere Personen verantworten. Sie sollen beim Verschieben und Verschwinden des Geldes über Hunderte von Kontenbewegungen geholfen haben. Mindestens 50000 Lottospieler sind nach den Erkenntnissen der Ermittler bei ihrer Jagd nach dem ganz großen Gewinn in 2002 und 2003 geschädigt worden.
Der 45-jährige Österreicher betrieb in Heusenstamm bei Frankfurt ein Firmengeflecht, das angeblich bundesweit Spielgemeinschaften vermittelte und Kunden über Call-Center anwarb. Die Lottospieler zahlten monatlich 80 Euro. Allerdings wurden nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft lediglich rund 30000 Euro auch tatsächlich zum Lottospielen eingesetzt. Von den 13,9 Millionen Euro, die der Österreicher kassierte, habe er 8,4 Millionen Euro mit Hilfe seiner 34 Jahre alten Lebensgefährtin direkt auf seine Privatkonten nach Österreich transferiert.
Das restliche Geld wurde mit Hilfe zahlreicher Komplizen kreuz und quer auf verschiedene Konten überwiesen, um seinen Verbleib zu verschleiern. Die Ermittler deckten mehr als 1000 Transaktionen auf. Mehr als 60 Objekte in Deutschland und Österreich wurden von den Ermittlern durchsucht, auf über hundert Konten wurden die Geldbewegungen ausgewertet.
Von den verschobenen Geldern sei allerdings nur noch ein geringer Teil aufgespürt worden, berichtete die Frankfurter Staatsanwaltschaft. Sichergestellt wurden bei den Durchsuchungen lediglich noch Bargeld und Wertgegenstände wie Uhren und Schmuck im Wert von 5,4 Millionen Euro.
Vier der Beschuldigten sitzen in Untersuchungshaft, außer den beiden Hauptverdächtigen gehören dazu ein 58- und ein 56-Jähriger. Angeklagt sind außerdem ein 43-Jähriger, die 71 Jahre alte Mutter eines Beschuldigten und eine 33 Jahre alte Frau. Sie sollen bei den Geld-Transaktionen geholfen haben. Wann das Gerichtsverfahren beginnen wird, ist im Moment noch offen.
wormser-zeitung.de
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