18.05.2006
Onlinegames mit teurem Spielgeld
JOKER: Abzocke im Internet - Spielspaß und gute Platzierung auf der Rankingliste nur gegen Bezahlung
Im Internet wird versucht, den Nutzern Geld aus der Tasche zu ziehen. JOKER-Reporter Marco Stein beschreibt, wie das bei „Onlinegames“ abläuft.
Wettanbieter für Sportereignisse, Chatprogramm oder virtuelle Shoppingmeilen – die Welt des Internets scheint unbegrenzte Möglichkeiten zu bieten. Nach dem Starten des Internet Explorers wird schnell klar, dass keine Wünsche offen bleiben, da die Vielfalt der Internetinhalte auf alle Altersgruppen abzielt und seine volle Bandbreite für nur wenige Euro im Monat zugänglich ist.
Neben den kalkulierbaren Festkosten belaufen sich die reellen Kosten oft auf ein Vielfaches. Grund dafür ist der Konsument selbst, der jeden Auftrag mit dem Mausklick bestätigt, jedoch schaffen es insbesondere so genannte „Onlinegames“, dem gutgläubigen Nutzer mit durchdachten Strategien das Geld aus der Tasche zu locken.
Ziel der „Onlinegames“ ist es oftmals, aus einem limitierten Grundkapital ein Vermögen zu erwirtschaften und somit in die „Highscore“ von Millionen konkurrierender Nutzer aufzusteigen. Gelockt wird mit Sachpreisen wie Automobilen oder Computern. Wider Erwarten verlangen „Onlinegames“ dem Spieler jedoch kaum taktisches Geschick ab.
Erfolg wird am Kapital gemessen. Bei „Onlinegames“ handelt es sich um Echtzeit-Strategiespielen, bei denen es scheinbar unmöglich zu sein scheint, sich mit den Millionen anderer Nutzer auf Augenhöhe zu bewegen, es sei denn man ist ihnen einen Schritt voraus, was letztendlich nur über die Höhe des Kapitals zu definieren ist.
Ein Beispiel: „www.seafight.com“. Ziel des Spiels ist es, ein Schiff zu erhalten, welches stark genug ist, sich gegen Millionen anderer Schiffe, die auf den Meeren des Internets tuckern, durchzusetzen. Um mit seinem Schiff zu überleben, bedarf es einer großen Anzahl von Seeleuten sowie genügend Verpflegung und Kanonen, welche man mit Spielgeld, das man sich im Spiel durch diverse Aufgaben verdienen kann, finanziert.
Wird das eigene Schiff durch einen anderen Nutzer, der ein größeres, schnelleres und stärkeres Schiff besitzt, versenkt, so steht man am Ende mit leeren Taschen da. Nun muss man erneut, versuchen, sich ein Schiff zu bauen, das konkurrenzfähig ist, was natürlich wieder Geld kostet.
Schon nach wenigen Spielminuten wird offensichtlich, dass man den Spielspaß nicht ohne eigene größere Investitionen aufrechterhalten kann. Doch auch hierfür hat das Spiel ein Hintertürchen offen gelassen. Die Möglichkeit, sich neues Spielgeld zu erkaufen, besteht darin: Zu einem von dem Spiel festgelegten Wechselkurs hat der Spieler die Möglichkeit, sich per SMS, Lastschrift oder Telefon neues Spielgeld zu erkaufen.
Schade nur, dass diese Variante von allen Usern genutzt wird, so dass man schon sehr tief in die eigene Tasche greifen muss, um seine Investition in Erfolg umzumünzen. Ein Kreislauf also, in dem das Kapital bestimmt, wer Erfolg hat.
Die Gefahr besteht bei der ausgetüftelten Strategie des Spiels darin, dass vielen Nutzern bei der schnell entstehenden Spielsucht nicht bewusst ist, wie kostenaufwändig „Onlinegames“ sein können.
Im Grunde werden alle Spieler von den Machern und Nutznießern des Spiels gegeneinander ausgespielt.
tageblatt.de
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