09.Mai 2006
Für 4,5 Millionen: Verkauft Lübeck das Casino-Grundstück?
Lübeck - Lübeck im Verkaufsrausch: Nach Hafen und MuK soll nun das Grundstück, auf dem das Casino-Hotel steht, veräußert werden - für 4,5 Millionen Euro.
Das Fünf-Sterne-Hotel steht auf einem 10 230 Quadratmeter großen Grundstück in bester Lage. Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte der Hansestadt hat festgestellt, dass das Areal 4,38 Millionen Euro wert ist. In einem Gespräch zwischen der Stadtverwaltung und der Columbia Deutschland GmbH, die das Hotel betreibt und nun das Grundstück kaufen will, einigten sich beide Seiten auf einen Kaufpreis von 4,5 Millionen Euro. Das geht aus einer nicht-öffentlichen Vorlage der Verwaltung für die nächste Bürgerschaft hervor, die den LN vorliegt.
Eine Stunde lang diskutierte gestern der Wirtschaftsausschuss der Bürgerschaft hinter verschlossenen Türen über das komplizierte Geschäft. Eine Note des Rechnungsprüfungsamtes, die am Mittag in der Verwaltung eingegangen war, hatte für Stirnrunzeln gesorgt. Die Hüter der städtischen Finanzen wiesen unter anderem darauf hin, dass Lübeck ab 2008 jährlich fast 261 000 Euro an Erbbauzinsen kassieren könnte. Jahr für Jahr bis zum Juli 2100, so lange ist der Erbbauvertrag geschlossen. Eine einmalige Millionen-Einnahme oder dauerhaft einen sechsstelligen Pachtzins kassieren - vor dieser Frage standen die Politiker. 93 Jahre mal 261 000 Euro macht summa summarum mehr als 24 Millionen Euro.
"Alles Quatsch" verteidigte Wirtschaftssenator Wolfgang Halbedel (CDU) gestern die Verkaufsabsichten. Denn als die Stadt 2001 das Grundstück per Erbbaurecht an die damaligen Investoren aus Hamburg, die Grundstücksgesellschaft Casino Travemünde, vergab, wurde den Investoren ein Ankaufsrecht für das Areal eingeräumt. Halbedel: "In zwei Jahren kann die Hamburger Gesellschaft diese Option ziehen und das Grundstück kaufen - für einen geringeren Preis als die 4,5 Millionen Euro. Deshalb ist die jetzt vorgeschlagene Lösung ein sehr gutes Geschäft."
Aus den großen Fraktionen wird Zustimmung signalisiert. "Ich befürworte den Deal", sagt Michael Koch, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Rathaus-Mehrheit und im bürgerlichen Beruf ein leitender Bankkaufmann. Die Annahme, dass Lübeck 93 Jahre den ehrgeizigen Pachtzins von 261 000 Euro jährlich vereinnahmen könne, sei sehr optimistisch. Auch für SPD-Fraktionschef Peter Reinhardt macht der Deal Sinn: "Wir wollen florierende Hotels in Travemünde, und Columbia will Millionen investieren."
Nach Angaben der Verwaltung plant die Columbia Deutschland GmbH schon länger die Übernahme des Erbbaurechts, um damit ihre zukünftigen Investitionen an diesem Standort nachhaltig zu sichern. 15 bis 20 Millionen Euro will die Gesellschaft in einen Ausbau des Hotels auf der Eselswiese stecken. "Mit dem Kauf des Grundstücks gibt Columbia ein klares Bekenntnis zum Standort Travemünde und dessen zukünftige touristische Entwicklung", schwärmt Halbedels Liegenschaftsamt.
Jochen Emmerich, Marketing-Chef der Columbia-Gesellschaft, nahm zu dem geplanten Grundstückskauf gestern keine Stellung. Er betonte aber, dass es kein Geheimnis sei, dass Columbia Interesse habe, das denkmalgeschützte Hotelgebäude zu kaufen. Für das Casino selbst würde ein Eigentümerwechsel keine Beeinträchtigung bedeuten. Columbia hat großes Interesse an einem Fortbestand der Spielbank. "Wir haben einen Mietvertrag bis 2012", erklärt Jessica Barke, Leiterin der Spielbank, gelassen. "Für uns würde sich durch den Grundstücksverkauf nichts ändern."
info von lübecker nachrichten online
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