05.Mai 2006
Spielbanken-Skandal: Justiz erhebt Anklage
Nach dem Skandal um manipulierte Automaten in der Spielbank Hannover hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen 16 frühere Mitarbeiter erhoben. Ihnen wird Bandendiebstahl, Untreue, Steuerhinterziehung sowie Bestechlichkeit vorgeworfen. Darauf stehen bis zu zehn Jahre Haft, teilte die Justiz am Donnerstag mit. Der Schaden für das Land liegt nach Angaben der Staatsanwaltschaft bei mindestens 463 000 Euro. Rund 273 000 Euro zweigten die Betrüger direkt ab, ferner rechnet das Land mit einem Steuerschaden von mindestens 190 000 Euro.
Das Verfahren wird vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Hildesheim eröffnet. Die Staatsanwaltschaft Hannover erklärte, sie rechne damit, dass dies bald der Fall sein werde.
Die Betrügereien liefen seit März 2003. Gut zwei Jahre später flog die Sache auf, als Spielprotokolle der Automaten mit der Videoabwachung abgeglichen wurden. Im vergangenen August erfolgte bei einer Razzia im Casino der Zugriff. Möglich wurden die Manipulationen nur, weil ein Mitarbeiter des Finanzamtes in die kriminallen Machenschaften verwickelt war. Er zeichnete fingierte Auszahlungsbelege ab. Insgesamt werden den 16 Angeklagten rund 268 Fällen zur Last gelegt - die Anklageschrift umfasst 193 Seiten.
Eine Sprecherin der Spielbank Hannover sagte, sämtliche betroffenen Mitarbeiter seien gekündigt worden. Bei drei sei das Arbeitsgerichtsverfahren inzwischen beendet, bei den restlichen sei es noch am Laufen. Behoben worden sei auch die technische Schwachstelle, die die Manipulationen an den „einarmigen Banditen” möglich machte. Größere Folgen hätten die Vorfälle für die Spielbank nicht gehabt. „Wir können nicht sagen, dass wir deswegen Rückgänge beim Automatenspiel hatten. Das hat sich nicht auf das Geschäft negativ ausgewirkt.”
Das Land hat unterdessen Schwierigkeiten, sich von dem korrupten Finanzbeamten endgültig zu trennen. Vor Gericht scheiterten zwei fristlose Kündigungen, weil diese offenbar fehlerhaft waren. Das Land will gegen die Gerichtsentscheidung Berufung einlegen.
neuepresse.de
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