04.Mai 2006
Gewinnspielautomaten aus echter Handarbeit
Seit über 50 Jahren fertigt die Casinozuhörfirma NSM-Löwen seine Automaten in Büdesheim
Von Sonja Probst
Stück für Stück werden die Gewinnspielautomaten im Büdesheimer Werk von NSM-Löwen zusammengesetzt. 10000 dieser Geräte wurden im vergangenen Jahr produziert.
BÜDESHEIM Der älteste Spielautomat ist noch aus Holz und hängt im ersten Stock des Büdesheimer Firmensitzes von NSM-Löwen. Auf einem Schild wird noch von Groschen gesprochen, der Spielplan ist in ein kleines Rähmchen eingefasst. 1952 wurde das Gerät gebaut, damals noch am alten Firmenstandort in Braunschweig. 1954 schließlich ist NSM-Löwen Entertainment nach Bingen gezogen, wo das Unternehmen mittlerweile seit über 50 Jahren seinen Hauptsitz hat.
470 Mitarbeiter arbeiten in der Firma, 300 davon am Binger Standort. Insgesamt 119 Millionen Euro erwirtschaftet das Unternehmen im Jahr. Zu den klassischen Spielautomaten, die natürlich längst keine Holzverkleidung mehr haben, sind Dart-Automaten und andere "Fun-Games" hinzugekommen.
Trotz all der neuen Technik, die zu den heutigen Spielautomaten gehört, wird im Büdesheimer Werk jedoch tatsächlich noch fast alles von Hand gefertigt. Bunte Plastikkästen mit Schrauben und Kabeln liegen in der Halle herum. Kleine Aufkleber werden sorgfältig auf die Geräte gesetzt. Eine Mitarbeiterin montiert mit einem Akuschrauber ein Kabel vor, dass in einen der Automaten hineinkommen soll. "Vier Schrauben, dann ist alles fertig", sagt sie. Bis zu zwölf Spielautomaten schafft ihre Abteilung so am Tag.
Der Spielautomatenmarkt ist ein hart umkämpftes Geschäft. Trotzdem wird von NSM-Löwen erwartet, dass in diesem Jahr der Umsatz weiter angekurbelt wird. Seit Anfang des Jahres gilt eine neue Spieleverordnung, durch die ein kompletter Austausch der bisherigen Geräte in Gaststätten und Spielhallen erforderlich ist. Jedes Gerät, das nun auf den Markt kommt, muss von der physikalisch-technischen Bundesanstalt in Berlin getestet und freigegeben werden. Danach dürfen die Automaten dann vier Jahre lang spielen - danach stellt sich das Gerät automatisch ab. "Man geht davon aus, dass nach dieser Zeit die Technik nachlässt", ist von der Pressesprecherin Tanja Schneider als Erklärung zu hören.
Acht neue Geräte werden so allein in diesem Jahr auf den Markt gebracht. Die Variation ist von den Kunden durchaus gewollt. Maximal drei Monate lang halte sich ein Spielautomat in einer Spielhalle. Dann werde er vom Aussteller ausgetauscht oder aber an einen anderen Platz umgehängt. "Das ist ein sehr schneller Markt", sagt Schneider.
Die Entwicklungsabteilung ist daher auch das Herz des Unternehmens - und der Zutritt für Außenstehende verboten. 50 Mitarbeiter arbeiten dort in Kreativteams zusammen, testen neue Spiele und fragen Spieler nach ihren Vorlieben aus. Manchmal sei es nämlich nur ein bestimmter Sound, der beim Spielen störe, sagt Schneider. Wie es mit dem Thema Spielsucht aussieht? Da unterstütze NSM-Löwen mit einer Stiftung die Interdisziplinäre Suchtforschungsgruppe an der Charité in Berlin, ist zu hören.
An die alten Gründerjahre des Unternehmens, das mittlerweile ein Tochterunternehmen der österreichischen Novomatic-Gruppe ist, erinnert derweil aber nicht nur der alte Holzautomat im ersten Stock des Unternehmens. Auch das Löwenlogo ist ein Relikt aus Braunschweiger Tagen, stand doch der Löwe im dortigen Stadtwappen Pate hierfür.
allgemeine-zeitung.de
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