24.05.2005
Ein Philosoph auf der Trainerbank

Vor einer Woche stand Otto Rehhagel beim "Laureus World Sports Awards" im Casino von Estoril im Scheinwerferlicht der internationalen Medien, um dort als Trainer des Jahres zu glänzen. Gestern folgte ein Kontrastprogramm. Der 66-jährige Teamchef von Fußball-Europameister Griechenland saß im Kleinen Saal des Kongress & Theaterhauses in Bad Ischl auf einem Podium, um als Stargast bei der Jahrestagung der österreichischen Sportjournalisten-Vereinigung "Sports Media Austria" in seinem Erfahrungsschatz zu kramen. Behilflich waren ihm dabei zwei frühere Wegbegleiter: Rapid-Meistermacher Josef Hickersberger und Ex-Teamkapo Andreas Herzog.

Was als Pressekonferenz begann, wurde schnell zum Kabarett. Otto & Andi & Pepi wären ernst zu nehmende Konkurrenz für Otto (Schenk) & Helmut (Lohner), die am 2. Juni in Ischl gastieren. Als Rehhagel dann den Sport thematisch ins Seitenout kickte und seine Lebenserfahrung ins Spiel brachte, bekam der Fußball einen philosophischen Drall. Rehhagels Leitmotiv hängt jenseits jeder Viererkette und lautet: "Die größte Herausforderung im Leben ist der Umgang mit anderen Menschen." Die griechischen Philosophen hätten Beifall geklatscht.

Im Saal waren aber vorwiegend Sportjournalisten und die wollten wissen, ob Fußball-König Otto in Griechenland abdanken werde, sollte der Mateschitz in Salzburg oder der Stronach in Wien mit fetten Schecks wacheln. Rehhagel winkte ab. "Ich möchte mich mit Griechenland für die WM 2006 in Deutschland qualifizieren und zeigen, dass der Erfolg bei der EM in Portugal kein Zufall gewesen ist. Das ist jetzt meine Aufgabe." Einen Tipp für die von der Hektik des Sports getriebenen Journalisten gab es auch noch. Rehhagel: "Oft sitze ich in meinem Café, schau hinauf auf die Akropolis und denk' mir, wir sind nur zu Besuch hier. Also macht's euch nicht so einen Stress."

Hickersberger konnte trotz Ottos Relax-Empfehlung nicht länger die Ischler Gastfreundschaft genießen. Er wird im heutigen Promi-Kick (18 Uhr) nicht mitspielen. Das Rapid-Training sei wichtiger. Möglich, dass Hickersberger von seinem Stamm-Café aus kein antikes Bauwerk, sondern das Hanappi-Stadion sieht ...

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