23.05.2005
Winzer retten Bordeaux-Wein in China
Mit einer spektakulären Rettungsaktion wollen französische Winzer hunderte Flaschen eines legendären Bordeaux-Jahrgangs in China vor dem Verderben bewahren.
Wie das Weingut Château Palmer im südwestfranzösischen Margaux mitteilte, werden drei Experten in Macao ab Montag drei Tage lang rund 500 Flaschen des Jahrgangs 1961 öffnen, verkosten, neu verkorken und anschliessend versiegeln.
Es sei zu riskant, die Flaschen eigens nach Frankreich zurückzuführen, begründete Winzer Philippe Delfaut die Reise ans andere Ende der Welt. Das aufwändige Vorhaben dürfte sich für den Besitzer, den Casinomagnaten Stanley Ho, lohnen: Jede Flasche kostet bis zu 2000 Dollar. Kenner bezeichnen den Tropfen als einen der besten des 20. Jahrhunderts.
Neuverkorkungen finden gewöhlich nur auf dem abfüllenden Weingut statt. Sie sollen sicherstellen, dass der Wein weiter reifen kann, ohne schlecht zu werden: Weinkorken haben eine durchschnittliche Lebensdauer von rund 40 Jahren.
Das Öffnen der Flaschen müsse sehr vorsichtig erfolgen, erläuterte Delfaut. Wenn die Verschlüsse brüchig seien, könne es beim Öffnen leicht passieren, das Korkstückchen in den Wein gelangten.
Übrigens sollen nicht alle Flaschen nach der Rettungsaktion wieder im Weinkeller von Stanley Hos «Casino Lisboa» verschwinden: Ein Dutzend von ihnen wird bei einem Galadîner entkorkt. Die übrigen erhalten Korken mit der Aufschrift «2005», einige von ihnen auch neue Etiketten.
Stanley Ho hatte die als Jahrhundert-Wein geltenden Tropfen 1997 über einen Londoner Händler erworben.
Château Palmer hatte 1961 wegen eines schwierigen Klimas nur 35 000 Flaschen herstellen können - rund ein Drittel der gewöhnlichen Produktion. Das Weingut im Südwesten Frankreichs hat rund 52 Hektaren Anbaufläche und befindet sich in der Hand zweier Familien aus Bordeaux. (sda)
szonline.ch