17.05.2005
Wettgeschäft erlebt Boom
Neue Lokale. Auch Kriminelle werden vermehrt angezogen.
WIEN (av/stög.). Wetten, dass in den nächsten Wochen in Wien wieder einige neue Wettbüros ihre Pforten öffnen? Das Geschäft mit den Wetten erlebt derzeit einen Boom. Nun sperren Lokale auch vermehrt in der Innenstadt auf. Bisher letzte Eröffnung in der City: Im fünf Sterne-Hotel Marriott am Parkring wurde in der vergangenen Woche eine Filiale von Admiral Sportwetten eröffnet. Mit schweren schwarzen Ledersesseln versucht man sich dort dem noblen Ambiente anzupassen. "Diese Filiale ist für uns ein Versuchsballon", erklärt der Vorstand von Admiral Sportwetten, Jürgen Irsigler. Österreichweit betreibt der Wettanbieter derzeit mehr als 120 Wettlokale.
Auch Konkurrent Wettpunkt hat derzeit ein weiteres Lokal in Bau. Auf der äußeren Mariahilfer Straße soll im Juni der nächste Wett-Tempel seine Pforten öffnen. Wettpunkt verfügt über 60 Lokale. Bis auf 18 Filialen befinden sich alle in Wien. Eines ist allerdings auch beim Wetten wesentlich: die Lage. So musste Wettpunkt im vergangenen Jahr zwei Filialen zusperren: Im Gasometer und beim Naschmarkt kam das Wettgeschäft nicht so recht auf Touren. Dabei freut sich die Branche aber über Wachstumszahlen, von denen andere nur träumen können. Die Buchmacher verzeichnen ein Plus von zehn bis 20 Prozent im Jahr. "Rund 240.000 Wetten werden monatlich abgeschlossen", sagt Robert Fleck, Assistent der Geschäftsführung von Wettpunkt. Umgesetzt werden mehr als zehn Millionen Euro. Die börsenotierte Admiral Sportwetten AG setzt 123 Millionen Euro um.
In Wettbüros wird aber nicht nur bei Wetten zugeschlagen. Sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes: Die Lokale ziehen auch Kriminelle an. Im vergangenen Jahr wurden österreichweit rund 100 Wettbüros - meist in brutaler Manier - überfallen. Im heurigen Jahr wurden allein in Wien schon mehr als 60 derartige Lokale überfallen. Erstaunlicher Aspekt dabei: "Wir sprechen hier von einem Wiener Phänomen. In anderen Bundesländern gibt es diese Form der Kriminalität nur ganz vereinzelt", berichtet Regine Buchmann aus dem Bundeskriminalamt. In Wien wurden 2004 exakt 91 Überfälle auf Wiener Wettbüros bekannt. 36 konnte die Polizei aufklären, wovon 24 einer Bande zugerechnet werden konnten. Bei einer Großzahl der heuer verübten Überfälle in Wien sind wieder Serientäter am Werk. Sie sind allerdings noch nicht gefasst.
Die Täter sind nur selten Österreicher: Zumeist handelt es sich um Bürger aus dem ehemaligen Jugoslawien, um Türken und Slowaken. Die Polizei unterscheidet zwei Arten von Tätern:[*] Erfolglose Spieler - Personen, die bei Wetten viel Geld verloren haben und sich mit einem Überfall am Wettbüro rächen wollen.[*] Gelegenheitsverbrecher - sie nutzen den Vorteil der ungewöhnlichen Öffnungszeiten aus: Wettlokale in Wien haben praktisch durchgehend geöffnet.
die presse
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