04.02.2005

Sportwetten: Wie in anderen Ländern manipuliert wirdWettbetrug im Ausland.
Im Ausland sind Betrügereien bei großen Sportereignissen seit Jahren an der Tagesordung.
Eine Auswahl der Gaunereien.

China

Skandal-Schiedsrichter Robert Hoyzer kann von Glück sagen, dass er kein Chinese ist. Denn im Reich der Mitte drohen parteiischen Unparteiischen hohe Haftstrafen. Zehn Jahre bekam der Pekinger Fußball-Schiedsrichter Gong Jianping aufgebrummt, weil er mehrere Erstligaspiele manipuliert, Kollegen unter Druck gesetzt und umgerechnet 45.000 Dollar Bestechungsgelder von illegalen Buchmachern angenommen hatte.

Immer wieder schockieren abgesprochene Spiele die chinesische Fußballwelt. In der vergangenen Saison verließen mehrfach Erstligaclubs mitten im Spiel den Platz, um gegen Entscheidungen der Schiedsrichter zu protestieren. „Der chinesische Fußball ist korrupt“, klagt die Fußballzeitung „Nanfang Sports“. „Es gibt ständig Schiedsrichterentscheidungen, an denen ganz offensichtlich etwas faul ist.“

Vor drei Jahren versuchten die Behörden, der Wettmafia das Wasser abzugraben. Seitdem können die Chinesen bei den staatlichen Buchmachern auf Fußballspiele der chinesischen und internationalen Ligen wetten. Dabei versucht der Staat, Einsätze und Quoten niedrig zu halten

Doch der Erfolg ist begrenzt. Denn im Internet blüht das illegale Wettgeschäft, wo chinesische Zocker hoch spekulative Wetten auf Sportereignisse in aller Welt platzieren können. Erst in der vergangenen Woche verhafteten die Behörden in einer landesweiten Razzia 600 Menschen, die zusammen mit taiwanischen Geschäftsleuten ungenehmigte Glücksspiele in Höhe von umgerechnet mehr als 50 Millionen Euro abgewickelt haben sollen.

Italien

„Wettskandale im Fußball sind kein Unfall.“ Für Mario Sconcerti, einst Chefredakteur des römischen „Corriere dello Sport“ und Exmanager des AC Florenz, steht fest: Manipulationen sind in den italienischen Ligen ein „physiologischer Tatbestand“.

Den letzten Skandal im krisengeschüttelten Fußball Italiens gab es am 11. Mai 2004. Die Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft in Neapel leitete 13 Ermittlungsverfahren gegen Profispieler wegen Ergebnisabsprachen ein. Sie war durch die Telefonüberwachung eines Camorra-Kronzeugen den Verbindungen der Kicker zum illegalen Wettgeschäft auf die Spur gekommen – einem hoch profitablen Geschäft der Paten. Am Ende beschuldigten die Mafia-Jäger insgesamt 34 Spieler, Trainer und Vereinsfunktionäre von 19 Klubs, in der vergangenen Saison mindestens acht Spiele manipuliert und hohe Wetten darauf abgeschlossen zu haben.

Die Urteile der Disziplinarkommission des Fußballverbandes fielen milde aus. Zweitligist Modena wurden fünf Punkte abgezogen. Die Erstligisten AC Siena und Sampdoria Genua zu Geldstrafen verurteilt. Sieben Spieler wurden zwischen fünf Monaten und drei Jahren gesperrt.

Für noch mehr Wirbel sorgte der Skandal von 1980: Die Finanzpolizei schlug während der Spielzeit in einem halben Dutzend Stadien zu. Elf Profikicker lieferten die Beamten in Handschellen im Gefängnis ab. 20 Spieler wurden zum Teil mit mehrjährigen Sperren belegt, der AC Mailand und Lazio Rom mussten in die zweite Liga absteigen.