25.01.2005
Geheimdienste nehmen Glücksspiel ins Visier
Prag forciert den Kampf gegen die organisierte Kriminalität.
Tschechiens Regierung startet eine Aktion scharf gegen die Besitzer von Spielbetrieben.
Demnach wurden die tschechischen Geheimdienste angewiesen, gemeinsam mit der Polizei alle Besitzer der Casinos zu überprüfen und das Finanzministerium in die Ermittlungen einzubeziehen. Entsprechend einer Gesetzesnovelle können Spielbetriebe, so sie in Verbindung zur organisierten Kriminalität stehen, sofort geschlossen werden. Gleichzeitig sollen Gemeinden künftig den Casino-Betrieb auf ihrem Gebiet untersagen können. Der tschechische Staat will mit diesen Maßnahmen gegen das organisierte Verbrechen vorgehen, nachdem sich die Unterwelt großen Einfluss im Glücksspiel gesichert hat.
Wie die "Presse" berichtete, wurde im Vorjahr im Zentrum von Prag der aus Israel stammende Besitzer des Royal Casino, Assafu Abutbula, erschossen. Sein Vater ist vor zwei Jahren an den Folgen eines Attentats gestorben. Laut Angaben der israelischen Polizei ging es dabei um eine Fehde in der Unterwelt. In Israel selbst ist das Glückspiel verboten, darum besuchen viele Israelis tschechische Spielhöllen.
Wie das Finanzministerium in Prag erklärte, sei die rechtliche Lage für Casinos zu liberal. So will eine Gesellschaft im Zentrum von Prag ein Casino mit einer "erotischen Diskothek" errichten. Dieses Objekt in der unmittelbaren Nähe des Regierungsamtes, hat die israelische Firma Big Ham gemietet, die Verbindungen mit der Gesellschaft des ermordeten Abutbula unterhält. Das wird als ein Sicherheitsrisiko bezeichnet.
Der Casino-Betrieb ist mittlerweile ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor des Landes. Laut offiziellen Statistiken setzten Besucher in den rund 150 tschechischen Casinos im Jahre 2003 etwa zehn Mrd. tschechische Kronen (300 Mrd. Euro) ein. Pro Einwohner entspricht dies 1000 Kronen (34 Euro). Eine Vergleichszahl dazu: Ein durchschnittliches Monatsgehalt betrug 2003 in Tschechien rund 17.000 Kronen.