10.01.2005
Wird Spielsucht heilbar?
Forscher vom UKE weisen Veränderung im Gehirn nach
Von Berndt Röttger
Hamburg - Warum verspielt jemand mit ein paar Karten Haus und Hof? Warum steht ein anderer den ganzen Abend am Roulettetisch und sieht mit der Kugel auch das Familienglück davonrollen?
Der Antwort auf diese Fragen sind Hamburger Wissenschaftler jetzt einen entscheidenden Schritt nähergekommen: Der Forschergruppe um Dr. Christian Büchel von der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) gelang es, eine Grundlage der Spielsucht aufzuklären. Das Ergebnis veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift "Nature Neuroscience".
Wie die Forscher darauf kamen? Natürlich durch ein Glücksspiel: Sie ließen Spielsüchtige zocken, während deren Gehirnaktivitäten in einem Kernspintomographen beobachtet wurden. Es ging nicht um alles, aber immerhin um einen Euro pro Spiel. Das gleiche Experiment machten die Forscher mit Gesunden.
Was die Forscher auf ihren Monitoren sahen, bringt Licht ins Dunkel der Spielsucht: Bei den gesunden Personen gab es eine deutlich stärkere Hirnaktivität im Bereich des Belohnsystems im Gehirn als bei Süchtigen. Je stärker die Menschen an Spielsucht erkrankt waren, desto weniger Aktivität der Hirnregion zeigte sich.
Bei Spielern und vielleicht auch bei anderen Suchtkranken wird also das Belohnsystem im Gehirn nicht richtig aktiviert. Wer nun denkt, die Zocker müßten einfach mehr gelobt werden, und sie seien geheilt, irrt. Das Problem ist eher ein biologisches. Ein Botenstoff, der zuwenig produziert wird, führt offensichtlich dazu, daß 1,6 Prozent der Menschheit ständig dem Hauptgewinn entgegenfiebert.
Obwohl mehr Lob und Liebe immer gut sind, bleibt den Zockern leider nur die Hoffnung, daß das kleine Spiel der Forscher doch noch zum absoluten Gewinn führt: ein Medikament, das wirkt.