03.01.2005
Die Konzerne pokern mit Milliarden
In den USA konsolidiert sich die Zockerbranche. Die größten Firmen expandieren jetzt weltweit
von Helene Laube
Steve Wynn denkt in Superlativen, anders wirbelt man in Las Vegas keinen Staub auf. Die Theaterhalle im neuen Hotel des Bauunternehmers und Spielkasino-Königs wird ein kugelförmiger Raum, in dem Wasser nicht nur durch den Zuschauerraum fließt, sondern auch über und unter dem Saal.
100 Millionen Dollar läßt Wynn sich die Design-Extravaganz kosten, 30 Millionen gehen an den Cirque-du-Soleil-Gestalter Franco Dragone. Der Italo-Belgier inszeniert die erste Show für das 2,5 Milliarden Dollar teure 2700-Suiten-Hotel "Wynn Las Vegas", das in der Wüstenstadt die Schaffung der Kategorie "Megaresort" notwendig machte. Wynn läßt direkt am Strip nicht nur die einzige 18-Loch-Golfanlage entstehen; der Mann, der vor seinem Bankrott vor vier Jahren mit den Hotels "Mirage" und "Bellagio" Schlagzeilen machte, hat vor seinem Monumentalbau einen künstlichen Berg aufschütten lassen.
Wynns ambitiöses Projekt ist ein unübersehbarer Beweis - das Zockerparadies in Nevada boomt und mit ihm Amerikas Glücksspielbranche. 2003 setzte die Industrie 72 Milliarden Dollar um, fast 20 Prozent mehr als im Jahr 2000, als Las Vegas und andere Kasino-Paradiese nach den Anschlägen vom 11. September ein paar Monate lang von Touristen und Messebesuchern gemieden wurden. Rückläufig war das Geschäft allerdings selbst dann nicht. Die Glücksspielbranche und ihr globales Epizentrum Las Vegas kennen nur eine Richtung: aufwärts.
In den vergangenen zehn Jahren haben sich die US-Einkünfte aus Kasinos und anderen Glücksspiel-Varianten wie Wetten, Lotterie, Bingo oder Kartenspiel mehr als verdoppelt. "Las Vegas war noch nie eine Boom- und Pleitestadt, hier gibt es nur Booms und dann Verlangsamungen", sagt William Thompson, Glücksspiel-Experte und Professor an der University of Nevada in Las Vegas.
2003 zog es 35,5 Millionen Besucher in die am schnellsten wachsende US-Stadt, im abgelaufenen Jahr rechnen die Stadtväter mit einem Rekordjahr. Die Zimmerpreise am Strip sind bei durchschnittlich knapp 200 Dollar angelangt, eine Verteuerung von rund 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Trotz der Preise ist die Belegungsrate auf mittlerweile 95 Prozent geklettert - und das bei einem unaufhaltsam wachsenden Bettenangebot. 2003 war für die Kasinos, Hotels, Restaurants und Clubs mit Einnahmen in Höhe von 32,8 Milliarden Dollar ein Rekordjahr.
Anders als vor ein paar Jahren noch nehmen einige der großen Kasinokonzerne mittlerweile mehr Geld mit Zimmern, Restaurants, Getränken, Luxusboutiquen in klimatisierten Einkaufspassagen und Unterhaltung ein; zum Teil jene Annehmlichkeiten, die sie den Leuten einst nachwarfen, um sie an ihre Spieltische und Slot-Maschinen zu locken.
Der Durchschnittstourist hält sich während eines viertägigen Aufenthalts gerade einmal vier Stunden lang mit Glücksspielen auf. Angesagt sind Erlebnishotels, Milliardenversionen eines Traums von Venedig, Paris oder New York, Restaurants von Starköchen wie Wolfgang Puck, Rund-um-die-Uhr-Unterhaltung und -Shopping sowie Ableger renommierter Museen. "Diese gesamte Erlebniswelt ist der einzige Weg, wie Kasinos überleben werden; sie müssen alles mit Human Touch und Unterhaltung anreichern, denn mit Glücksspiel allein verlieren sie gegen die Spielschiffe auf dem nächsten Fluß und das Internet", warnt Professor Thompson
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