24.05.2005
Prozess gegen 55-Jährigen wird wieder aufgerollt
Horst T. ist 55 Jahre alt und von Beruf Metzger und Koch. Am besten allerdings versteht er sich darauf, alten Damen Vertrauen einzuflößen. Im März 2004 ist Horst T. wegen Betruges vom Berliner Landgericht zu vier Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Die Richter hielten es für erwiesen, dass er mehreren betagten Frauen innerhalb von drei Monaten insgesamt 37 000 Euro abgeschwindelt hat.
Der Staatsanwaltschaft war das damalige Urteil zu gering, sie ging in Revision. Immerhin war Horst T. kein Ersttäter sondern saß wegen Betrügereien bereits 15 Jahre im Gefängnis. Seit gestern wird der Prozess erneut aufgerollt. Diesmal verweigert Horst T. eine Aussage vor Gericht.
Laut Anklage sprach er seine Opfer mal auf einer Parkbank an, mal auf einem Friedhof. Er stellte sich ihnen gegenüber als Anwalt oder Rentenberater vor. Er soll Geschichten erfunden haben, wonach die Geprellten ihm Geld vorstrecken sollten. Sein ältestes Opfer war 87 Jahre alt. Die Frau gab ihm 2 000 Euro, mit denen er verschwand. Danach soll sie mittellos und auf die Hilfe sozialer Einrichtungen angewiesen gewesen sein.
In dem ersten Verfahren hatte Horst T. die Taten mit seiner Spielsucht begründet. Vor allem das Hütchenspiel hätte es ihm angetan, sagte er. Selbst im Gefängnis wollte er 30 000 Euro verzockt haben, die ihm seine letzte Ehefrau mitgebracht habe. Er hatte in seinem Leben viele Freundinnen und mehrere Ehefrauen, er sagte, er habe nie Mühe gehabt, Frauen kennen zu lernen.
Horst T. verstehe sich darauf, Menschen zu täuschen und zu manipulieren", hatte der psychiatrische Gutachter damals gesagt. Er nannte ihn überdurchschnittlich intelligent und sehr sprachgewandt. Der Gutachter sagte auch, dass T. uneinsichtig sei und aus seinen bisherigen Straftaten nichts gelernt habe. Der Prozess wird am kommenden Donnerstag fortgesetzt. (sd.)
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