Mindestabstand, vorgeschriebene Öffnungszeiten, keine Kinder- und Jugendeinrichtungen in der Nähe: Deutschlands Politik hat sich beim Verbot von Spielhallen sehr kreativ gezeigt. Nun laufen zig Verfahren während viele Einrichtungen bereits geschlossen bleiben müssen. Alles im Sinne des Spielerschutzes. Auch die Minderjährigen sollen nicht mehr so einfach Zugang zu Glücksspielen erhalten. Wer aber zocken möchte, ist der Politik weit voraus. Niemand muss seine Wohnung verlassen, denn es geht direkt im Internet weiter.
Dort wo bislang der Glücksspielstaatsvertrag kläglich gescheitert ist. „Es gibt Länder, in denen die Spiele Spaß machen und es gibt Länder, in denen überreguliert wird“, erklärte Christopher Röhricht. Er arbeitet derzeit im Marketing- und Produktmanagement bei Löwen Entertainment.
Spielautomaten erzeugen in der Bundesrepublik immer noch die große Mehrheit aller Umsätze. Auf den wichtigen Messen wie der ICE in London, sieht man sie aber kaum noch. Einfach weil sich das Glücksspiel immer mehr ins WWW verlagert. Deutschland will davon noch lange nichts wissen und schließt munter weiter eine Spielhalle nach der anderen.
Sehr zum Ärger der Betreiber und Angestellten, welche nun nach neuen Einkommensquellen suchen müssen. Für die Spieler verändert sich aber nichts, ganz im Gegenteil. Sie finden ihre Unterhaltung im Internet. Am PC, Smartphone oder Tablet: Es besteht freie Auswahl bei Casinospielen, Sportwetten und Online Poker.
Weder die Einsätze, noch das Zeitfenster sind hier begrenzt. Einschränkungen gibt es keine und somit spielt es sich von daheim sehr komfortabel. In 2006, so berichtet das „Handelsblatt“, erzielten die Online-Anbieter schon 15 Milliarden Euro weltweit. Zehn Jahre später liegen die Bruttospielerträge schon bei 39 Milliarden!
Im Nachbarland Dänemark macht man es vor. Über ein Drittel des Marktes erzielt seine Umsätze im Internet. Großbritannien gilt ebenfalls als gut reguliert und sehr lukrativ. Anbieter müssen Auflagen erfüllen, zahlen Geld für eine Lizenz und dürfen damit Millionen von potentiellen Kunden erreichen.
Deutschland verharrt indessen auf seinem Monopol. Ja, es gibt einen Glücksspielstaatsvertrag. Doch dieser gilt auch in seiner zweiten Fassung als gescheitert (wenngleich noch nicht offiziell bestätigt).