Die kanadischen Mohawk-Indianer kontrollieren von einem Reservat aus mehr als die Hälfte des weltweiten Online-Glücksspielverkehrs. Sie verstehen sich als "Datenzentrum".
In der ehemaligen Bettenfabrik in Kahnawake, einem Reservat der kanadischen Mohawk-Indianer, liegen keine Matratzen mehr aus. Stattdessen füllen Gestelle mit Hunderten von Servern den Raum, Reihe um Reihe. Kahnawake ist Heimstatt für 7500 Mohawk in der Provinz Quebec, dreißig Kilometer von der Großstadt Montreal entfernt. Das Reservat ist auch Zentrum des Internet-Glückspiels in Nordamerika. Durch die Server im streng bewachten Datenzentrum von Kahnawake fließen etwa 60 Prozent des weltweiten Online-Glückspielverkehrs.
"Wir besitzen das größte Internet-Portal der Welt", sagt Michael Delisle stolz. In Kahnawake trägt er den Titel Grand Chief, Oberhäuptling. Eigentlich ist das, was die Mohawk und ihre Firma Mohawk Internet Technologies (MIT) in Kahnawake tun, nicht erlaubt: Glücksspiel-Webseiten dürfen nur von kanadischen Provinzregierungen betrieben werden. Trotzdem hat es noch keine Behörde gewagt, den Mohawk ihr Geschäft wegzunehmen.
Bei ihrem Start hat den Mohawk Glück geholfen: Als sie sich mit Plänen trugen, das Internet für Geschäfte zu nutzen, wurde gerade eine Röhre mit Glasfaserkabeln nahe ihrem 5300-Hektar-Territorium verlegt. Sie hängten sich noch rechtzeitig daran. Seither profitieren die Mohawk von der superschnellen Daten-Verbindung zwischen Toronto, Montreal und New York. Indianer in anderen nordamerikanischen Reservaten bauten Kasinos und leben heute von deren Gewinnen. Nicht so die Mohawk in Kahnawake: Die Bevölkerung hatte in zwei Referenden Kasinos knapp abgelehnt. Viele fürchteten den schlechten Einfluss auf die jungen Menschen im Reservat.
Mehr dazu bei sueddeutsche.de: Der Clou des Manitu