Tausende Österreicher leiden an Spielsucht, hoffen krankhaft auf das große Glück, das freilich niemals kommt. Ohne professionelle Hilfe ist ihr finanzieller Ruin vorprogrammiert. In den nächsten Jahren werden noch mehr Menschen in diese Schicksalsspirale geraten. Davon sind Suchtexperten überzeugt.

"Ich gehe davon aus, dass die Nachfrage an Beratungen für Spielsüchtige stark steigen wird", sagt Ferdinand Herndler von der Spieler- und Schuldnerhilfe in Linz. Das neue Glücksspielgesetz sei ungeeignet, um diese Entwicklung aufzuhalten. Alleine die Tatsache, dass der Maximaleinsatz von derzeit 50 Cent pro Spiel auf zehn Euro erhöht werde, spreche dagegen. "Dadurch kann man in kurzer Zeit noch mehr verlieren", sagt Herndler.

Abgesehen davon gibt es in Oberösterreich einen Wildwuchs an so genannten "Kleinen Glücksspielapparaten" (einarmige Banditen), obwohl diese im Land ob der Enns derzeit noch verboten sind. Als "Geschicklichkeitsspiele" getarnt oder mit Konzessionen aus anderen Bundesländern werden sie trotzdem aufgestellt.

Mit dem wachsenden Angebot an Glücksspielen steigt auch die Zahl der Menschen, die der Spielsucht verfallen. Das Bundesland Kärnten hat auf diese Entwicklung bereits reagiert. In der Vorwoche wurde in Villach die erste Spielsuchtambulanz Österreichs eröffnet.

Auch in der Spieler- und Schuldnerhilfe in Linz ist der Bedarf an Beratungen in den vergangenen Jahren merklich angestiegen. "Zu uns kommen Menschen, die einen langen Leidensweg hinter sich haben, bereits mehrmals vergeblich versucht haben, ihre Sucht in den Griff zu bekommen und massive Probleme in der Familie, am Arbeitsplatz und mit ihren Finanzen haben", sagt Herndler.

Die Varianten, in denen die Spielsucht auftrete, seien vielfältig. Manche Betroffene würden nur in Casinos ihr Glück versuchen, andere bei kleinen Automaten und dritte überall, wo sie Gelegenheit zum Spielen vorfänden. Auch mit kuriosen Arten der Spielsucht hatte es Herndler bereits zu tun: "Einer unserer Klienten war beispielsweise süchtig nach Rubbellosen und hat sich auf diese Art völlig verschuldet."

Besonders anfällig für Spielsucht sind laut Experten Menschen mit niedrigem Selbstwert. Ein bis zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung gelten als gefährdet. Um die Zahl der Betroffenen zu senken, fordert Herndler die Politik auf, das Beratungsangebot auszubauen, Glückspielmöglichkeiten im Umkreis von Schulen zu verbieten und Aufklärungsarbeit vor allem bei Jugendlichen zu fördern.