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Thema: Automatenaufsteller sind die Gewinner des Glücksspielstaatsvertrags

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    News Editor Avatar von Casinonews
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    Standard Automatenaufsteller sind die Gewinner des Glücksspielstaatsvertrags

    Es ist düster dort, und der Gewinn ist bestenfalls mickrig. Trotzdem boomt das Geschäft mit den Spielhallen. Überall im Land eröffnen neue Daddelbuden. Möglich macht das ausgerechnet ein Gesetz, welches das Glücksspiel eindämmen soll

    Es ist halb drei am Nachmittag, die Frühschicht gerade vorüber. Michael Peters (Name geändert) steuert wie so oft nach der Arbeit gleich sein Paralleluniversum an. Der 29-jährige Fleischer tritt durch die Schiebetür der Merkur-Spielhalle in Hamburg-St.-Georg. Wie von selbst finden seine Füße den Weg durchs Schummerlicht zu den beiden freien Automaten in der Ecke. Seine Hände füttern die Kästen mit Bargeld, die Fingerkuppen wählen die Programme "Mystic Dragon" und "Knights Life". Dann schrumpft die Welt von Michael Peters auf vier leuchtende Rechtecke, über die nach einem unergründlichen System Schwerter, Schilde und Buchstaben huschen. "Mein Hauptziel", sagt der Fleischer, "sind natürlich drei Pferde."

    Mehr als jeder zweite Deutsche hat 2009 sein Glück im Spiel versucht. Obwohl - oder weil - die Zeiten hart sind, verzocken die Bundesbürger rund 28 Milliarden Euro im Jahr. Bei den meisten bleibt es beim gelegentlichen Ausfüllen einiger Lottoscheinfelder und ein paar eskapistischen Gedankenspielen. Doch überraschend viele Menschen, selbst junge, zieht es wieder zu einem tot geglaubten Objekt der Vergnügungsindustrie: den Daddelautomaten. In nur zwei Jahren, ergab eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, hat sich unter jungen Männern der Anteil der Automatenspieler mehr als verdoppelt, auf 15 Prozent. Die Daddelhalle verwandelt sich vom Schmuddelkind der Glücksspielbranche zum Dukatenesel - für die Betreiber.

    Hundert Meter hinterm Hamburger Hauptbahnhof beginnt das kaputteste Innenstadtviertel Deutschlands. Schmierige Sexkinos und zwielichtige Pfandleiher ducken sich unter der Frühlingssonne weg. Die Straße teilen sich billige Prostituierte mit Drogendealern und Gestalten, die man besser gar nicht erst fragt, wovon sie leben. Das Einzige, was rund um den Steindamm noch stärker vertreten ist als Sex und Crime, ist das Glücksspiel. Gleich am Beginn der Schmuddelmeile liegt die staatliche Spielbank, drum herum reiht sich eine Spielhalle an die andere.

    Die Merkur-Spielothek geht über zwei Etagen, zählt 48 Automaten und schließt nur für die gesetzliche Putzstunde zwischen fünf und sechs Uhr. In den übrigen 23 Stunden ist sie voll von Menschen, deren größter Wunsch zu sein scheint, ein paar Minuten oder Stunden allein mit einer Maschine zu verbringen. "Büroangestellte, Anwälte, die Damen vom Gewerbe, Finanzbeamte - hier gibt's alles", sagt Filialleiterin Christa Heller, die den Spielern regelmäßig Kaffee kocht.

    Fleischer Michael kommt nach eigenen Angaben dreimal die Woche her und verzockt so viel, wie von seinen 1500 Euro netto im Monat eben übrig bleibt - zumeist um die 150 Euro. "Zum Abschalten", sagt er. "Und die Hoffnung auf den großen Gewinn ist natürlich auch ein bisschen da."

    Mehr als drei Milliarden Euro haben die Deutschen im vergangenen Jahr an Glücksspielautomaten verdaddelt. Obwohl sich in vielen Städten mittlerweile Widerstand gegen immer neue Spielhalleneröffnungen regt, stieg die Zahl der Konzessionen auf etwa 9000 Hallen. Die haben 212 000 Automaten mit sogenannter Geldgewinnfunktion.

    Wer der Spur des Geldes folgt, landet früher oder später in Westfalen, wo sich eine Art Cluster der deutschen Automatenindustrie befindet. Im ostwestfälischen Espelkamp sitzt die Gauselmann-Gruppe, mit einem Geschäftsvolumen von mehr als 1,2 Milliarden Euro und 6000 Mitarbeitern der Marktführer. Zum Unternehmen gehören 200 Spielotheken der Merkur-Kette, die sich nach Firmenangaben wieder wachsender Beliebtheit erfreuen. "Wir sind im vergangenen Jahr um knapp zehn Prozent gewachsen. Wir ziehen immer mehr Publikum an, der Frauenanteil liegt schon über 30 Prozent", sagt Mario Hoffmeister, dessen Unternehmen zugleich einer größten Automatenhersteller ist. Der Trend gehe weg von "diesen dunklen kleinen Hallen" zu großen Entertainment-Centern. Die Branche will das Schmuddelimage los sein.

    Doch nicht jeder nimmt ihr das ab. Der Vormarsch der Automatenwirtschaft stößt in immer mehr Städten auf Widerstand. In Berlin stieg die Zahl der Spielhallen innerhalb eines Jahres von 262 auf 302, einige Bezirke sprechen von einer regelrechten Plage und sehen sich doch außerstande, die Entwicklung zu stoppen. Im Hamburg-Billstedt fordern Kommunalpolitiker bereits ein Spielhallenverbot aus Sorge um Sozialgefüge und Image des Stadtteils. Auch an der Isar ist eine Diskussion um die mittlerweile 1868 Automaten in den Münchner Spielhallen entbrannt, in anderen bayrischen Städten schlagen ebenfalls die Bürgermeister Alarm. In Nordrhein-Westfalen warnen kommunale Netzwerke vor Abwertungsprozessen: Hier stehen schon 50 000 Geldspielautomaten.

    "Der Deutsche spielt eben gern", freut sich Dirk Lamprecht, Geschäftsführer des Branchenverbands AWI, und verweist schnell auf die gesamtwirtschaftlichen Effekte: "Unsere Branche hat viele Millionen in neue Automaten investiert und allein im vergangenen Jahr fast 1,2 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben gezahlt, darunter 250 Millionen Euro Vergnügungssteuer."

    Die volkswirtschaftliche Gegenrechnung macht Ilona Füchtenschnieder auf, Geschäftsführerin des Fachverbandes Glücksspielsucht. "Die Spielhallen sind unser größtes Problem. 80 Prozent der Spielsüchtigen in den Beratungsstellen und Therapiezentren sind Automatenspieler." 600 000 krankhafte Spieler soll es in Deutschland geben, immer mehr davon ziehe es in die Daddelhallen. "Dort gibt es fast keine Kontrollen, obwohl Sie an einem Tag ein Monatsgehalt verspielen können. Deshalb gibt es derzeit eine Abwanderungsbewegungsbewegung von den Spielbanken zu den Spielhallen. "

    Der Boom der Spielhallen wird erst durch eine bizarre Unterscheidung des Gesetzgebers ermöglicht. Um Zocker vor sich selbst zu schützen, hat dieser im vergangenen Jahr zahlreiche Auflagen für das staatliche Glücksspiel mit Lotterien, Sportwetten und Spielbanken geschaffen. Doch der Glücksspielstaatsvertrag gilt nicht für die Spielhöllen. Deren gedrosselte Automaten, die maximal 500 Euro Gewinn in der Stunde ausschütten können, sind in der Logik des Gesetzgebers kein Glücksspiel.

    Spielhallen sind vor dem Gesetz ein ganz normales Gewerbe und fallen ins Zuständigkeitsgebiet des Wirtschaftsministeriums. Und das hat die Branche vor vier Jahren erst richtig gepusht mit einer neuen Spielverordnung, die das Aufstellen von mehr und schnelleren Automaten erlaubt. Während vor allem den Spielbanken die Kunden weglaufen, können selbst gesperrte Spielsüchtige in Spielhallen ungehindert weiter zocken.

    "Die Automatenaufsteller sind die Gewinner des Glücksspielstaatsvertrags", sagt Gerhard Meyer, Psychologieprofessor von der Universität Bremen. Meyer hat in den letzten Jahren als Sachverständiger bei parlamentarischen Anhörungen immer wieder auf die Spielhallen gezeigt: "Durch die Entwicklung neuer Spielsysteme hat die Branche durch die Hintertür ein Glücksspielangebot mit hohem Suchtpotenzial geschaffen."

    Den wenigen Beschränkungen, die es gibt, begegnet die Automatenbranche mit Fantasie und Einfallsreichtum. Längst gang und gäbe ist etwa das Prinzip der Mehrfachkonzessionen. Der Gesetzgeber erlaubt Konzessionsinhabern, maximal zwölf Glücksspielautomaten aufzustellen. Das sind zwei mehr als nach der alten Spielverordnung, aber viel zu wenig für den Expansionsdrang der Aufsteller. Deshalb beantragen sie einfach mehrere Konzessionen und vereinen unter einem Dach eine beliebige Anzahl von Minispielhallen à zwölf Automaten, die nur symbolisch durch bauliche Maßnahmen voneinander getrennt sind.

    "In Stuhr bei Bremen bauen wir gerade eine Sechsfachkonzession", sagt Robert Hess von der Schmidt-Gruppe mit Sitz im westfälischen Coesfeld, die bundesweit 170 Spielhallen betreibt und in den letzten zwei Jahren zehn neue Standorte eröffnet hat. Der Markt verändere sich so radikal wie vor Jahrzehnten der Einzelhandel. Auf der grünen Wiese entstünden immer größere Center mit "Lounge-Charakter" und langen Öffnungszeiten. "Die Zukunft", sagt Robert Hess, "gehört ganz eindeutig den Mehrfachkonzessionen."

    In der Vierfachkonzession am Hamburger Steindamm sieht Fleischer Michael Peters dagegen keine Zukunft mehr. Nach einer Viertelstunde hat er schon 20 Euro verzockt, ohne dass sich die drei Pferde hätten blicken lassen. Peters greift nach seinem Rucksack und gibt sich dem Mystic Dragon geschlagen. Für heute.

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