Das geheime Geschäft mit den Sportwetten

[Casinonews]

Duisburg und Moers gibt es einige Wettbüros, in denen man anonym hohe Geldsummen auf einzelne Spiele setzen kann. Auch ein ehemaliger Fußball-Nationalspieler verkehrt in diesen Kreisen.

Es ist kurz vor 14 Uhr, als Ali K. in die Wettbude an der Zwickauer Straße in Moers-Meerbeck stürmt. Er hat es sehr eilig. In wenigen Minuten werden an diesem Samstagnachmittag die Spiele der dritten Fußballbundesliga angepfiffen. Und Ali K. will auf ein ganz bestimmtes Spiel 100 Euro setzen *- auf Wuppertal gegen Unterhaching. „Darauf kannst du heute alles setzen. Wuppertal gewinnt, * glaub mir.” K. sollte Recht behalten. Wuppertal gewinnt tatsächlich *mit 1:0. Die Quote stand bei 3,20 (die abstiegsbedrohten Wuppertaler waren klarer Außenseiter). Für seine 100 Euro Einsatz streicht K. satte 220 Euro Gewinn ein.

Der größte Wettskandal in der Geschichte des Fußballs, der am vergangenen Donnerstag öffentlich gemacht wurde und bei dem laut Bochumer Staatsanwaltschaft europaweit 200 Spiele, 32 davon allein in Deutschland, verschoben worden sein sollen, hat die Fußballwelt bis ins Mark erschüttert *- und es ist wohl nur die Spitze des Eisbergs.

Die dubiosen Wettgeschäfte finden nicht nur übers Internet statt, sondern auch in aller Öffentlichkeit *- so wie in Duisburg und Moers. In beiden Städten gibt es einige Wettbüros. Sie liegen meist in sozialen Brennpunktvierteln. Im Gegensatz zu den Wettanbietern im Internet braucht man sich dort noch nicht einmal zu registrieren. Alles läuft völlig anonym ab. Nach Namen und Personalausweis wird nicht gefragt. Es können problemlos Summen im fünfstelligen Bereich auf einzelne Spiele gesetzt werden. Es gibt keine Nachfragen, woher das Geld stammt.

Ali K. spielt deswegen auch nicht beim staatlichen Sportwettenanbieter oddset. "Da spielt keiner, der hohe Summen setzt und lieber anonym bleiben möchte", sagt Ali K. Er selbst setze fast täglich 100 Euro auf ein bestimmtes Spiel. In vier von fünf Fällen treffe er, also gewinnt. Im Monat würde er durch Sportwetten rund 3000 Euro nebenher verdienen. Steuern zahlt er dafür nicht.
Skilanglauf, Tennis, Boxen, Eishockey, Volleyball, Hunderennen *- auf fast jede Sportart kann in Duisburg und Moers gewettet werden. Beispiel Fußball: selbst auf Spiele in den fünften und sechsten Ligen kann Geld gesetzt werden -* gerade in den unteren Ligen ist die Manipulation von Spielen besonders leicht. Denn dort stehen die Partien nicht im öffentlichen Focus, es gibt keine Kameras und nur wenige Zuschauer. Einen Betrug dort nachzuweisen, ist schwer.

Ex-Nationalspieler wettet in Moers

Die Wettbüros in Duisburg sind Orte, an die sich Normalbürger normalerweise nicht verirren. Die Kunden, die dort verkehren, sind zu über 90 Prozent türkischer und osteuropäischer Abstammung. In Duisburg haben sich die Filialen der einschlägigen Wettanbieter fernab der City in den Stadtteilen Homberg und Rheinhausen angesiedelt. In Rheinhausen gibt es gar eine Wettspiel-Meile, ein Büro reiht sich an das andere.

Ali K. platziert seine Wetten zurzeit vor allem in Moers. Dort trifft er auch immer wieder einen ehemaligen Bundesligaprofi und deutschen Ex-Nationalmannschaftsspieler an, der wie K. Geld auf bestimmte Fußballspiele setzt. "Ich sehe ihn fast jede Woche im Wettbüro. Er wettet dort ganz normal wie alle anderen auch. Aber komisch finde ich das schon. Er sollte das als Ex-Profi nicht gerade in der Öffentlichkeit machen", meint K.

MSV-Profis spielen offenbar im Casino

Auch in Duisburg sollen Profis regelmäßig "zocken". Im Duisburger Spielcasino sollen immer wieder Spieler des MSV Duisburg an den Roulettetischen anzutreffen sein, das sagte ein Croupier unserer Redaktion. Der Verein hat offenbar nichts dagegen. „Es gibt keinen vertraglichen Passus, der es unseren Spielern verbietet, in Casinos zu gehen. Wir setzen auf die Eigenverantwortung unserer Spieler”, sagt Sven Judtih, Pressesprecher MSV Duisburg, auf Anfrage unserer Redaktion. Zum Vergleich: Beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München soll es den Spielern vertraglich verboten sein, sich in Spielcasinos aufzuhalten.