Casino-Verkauf geht in die letzten Runden

[Casinonews]

Geldgeber aus Zypern wollen 300 Millionen Euro in Sachsen-Anhalt investieren

Der Poker um den Verkauf der landeseigenen Spielbanken GmbH geht in die entscheidende Phase : Von den zunächst sieben Interessenten, die die Casinos in Magdeburg, Halle und Wernigerode erwerben wollten, sind derzeit noch vier Bewerber aus dem In- und Ausland im Rennen. Das bestätigte der Leiter der interministeriellen Arbeitsgruppe Spielbanken-Verkauf, Gerald Keiluweit, gestern der Volksstimme. Die Bewerber hätten dem Land inzwischen verbindliche Angebote unterbreitet, sagte er. Keiluweit bezeichnete die in die engere Wahl gerückten Interessenten als " absolut seriös ". Das Innenministerium habe sie einer " strengen Zuverlässigkeitsüberprüfung " unterzogen.

So sieht der weitere Fahrplan aus : Am 1. Oktober sollen in der auf Staatssekretärs-Ebene angesiedelten sogenannten Steuerungsgruppe aus der Vierer-Gruppe maximal zwei Favoriten herausgefiltert werden. Geplant ist, dass Innen- und Finanzministerium im November eine gemeinsame Kabinettsvorlage zum Spielbanken-Verkauf vorlegen. Der Vertrag soll, so die weiteren Pläne, im Dezember unterzeichnet sein. Keiluweit sagte, dass die von den Bewerbern geplanten Investitionssummen von null Euro bis zu einem hohen dreistelligen Millionenbetrag reichen würden.

Zuletzt war bekannt geworden, dass die Sybil-Group aus Zypern in Vockerode im Landkreis Wittenberg ein Las Vegas des Ostens errichten will. Auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände sollen Touristen mit einer Mischung aus Entertainment, Spiel, Marina, Sport und Wellness, Restaurants sowie Hotels angelockt werden. Zum Konzept gehört auch ein Spielcasino. Ein Sprecher der Sybil-Group bestätigte der Volksstimme gestern, dass die Zyprioten 300 Millionen Euro investieren und "mehrere hundert Arbeitsplätze" schaffen wollen.

Laut Keiluweit will keiner der Interessenten das Angebot, zwei Spielbanken mit vier Zweigstellen zu betreiben, voll ausschöpfen. Alle Investoren würden die bisherigen Standorte der Spielbanken als problematisch ansehen. Keiluweit : "Die Örtlichkeiten sind suboptimal." In Magdeburg und Halle werde derzeit nach interessanteren Immobilien gesucht. Erwogen werde auch, eine Spielbank im Einkaufspark Günthersdorf im Saalekreis zu errichten.

Die Spielcasinos leiden seit Jahren unter stetig wachsenden Umsatzeinbrüchen. So gingen die Einnahmen aus Roulette, Black Jack und Automatenspiel von 10,8 Millionen Euro im Jahr 2002 auf zuletzt 5,3 Millionen Euro zurück. Das Land musste in den zurückliegenden Jahren insgesamt drei Millionen Euro aufwenden, um die Gesellschaft vor der drohenden Insolvenz zu bewahren.

Auch deshalb hatte sich die CDU/SPD-Koalition 2008 zu einem Verkauf der Spielbanken durchgerungen. Im zwei Jahre zuvor geschlossenen Koalitionsvertrag war ein solcher Schritt noch ausgeschlossen worden.

Auch der Landesrechnungshof hatte immer wieder für eine Veräußerung der landeseigenen Spielbanken plädiert. Wenn die Veräußerung zu einem "akzeptablen Preis" scheitern sollte, so das Credo der obersten Kassenprüfer, sei sogar " die Liquidation zu prüfen ".

Eine Privatisierung der Casinos war bereits 2004 auf Druck der FDP, die seinerzeit mit der Union in der Regierung war, zunächst angeschoben, dann aber gestoppt worden. Der damals angepeilte Verkaufserlös von bis zu 18 Millionen Euro gilt heute als nicht mehr erzielbar.

Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) sagte jetzt nur, dass die Regierung keine konkrete Verkaufssumme eingeplant habe. " Es gibt Vorstellungen, aber ich wäre ein schlechter Kaufmann, wenn ich öffentlich darüber reden würde ", erklärte er.