Die Baden-Württemberger zocken auch in der Krise. Während die Casinos in Stuttgart, Baden-Baden und Konstanz auf Talfahrt sind, hat sich die Zahl der Spielhallen in vielen Städten des Landes in den vergangenen Jahren verdoppelt – und ein Ende des Glücksspielbooms scheint nicht in Sicht. Es sind viele Neueröffnungen beantragt. Doch die Betreiber halten sich nicht immer an alle gesetzlichen Vorschriften. Die Beschwerden nehmen zu, ebenso die Anfragen bei der Suchtberatung für Spieler.
"Das ist ein fast rechtsfreier Raum", sagte Stefan Braun, Leiter der Gewerbebehörde in Stuttgart. Dort sei die Zahl der Spielhallen von 31 (1998) auf etwa 70 (2008) gestiegen. Vergangenes Jahr gab es erstmals Kontrollen – mit "erschreckenden Ergebnissen". Es wurden 631 Verstöße in Hallen, Wettbüros und Gaststätten festgestellt, etwa zu viele Geräte oder zu wenig Abstand zwischen ihnen.
In Ulm soll es nun deutlich mehr Kontrollen geben. Bislang hatte der Ordnungsdienst nur in jeder dritten Spielhalle nichts zu bemängeln. In Ulm stieg die Zahl der Hallen besonders stark: waren es im Jahr 2000 nur 12, sind es heute 28. In Karlsruhe dagegen gibt es keine Überprüfungen mehr. Zu wenig Personal, sagte Björn Weiße, Leiter des Amts für Bürgerservice und Sicherheit. Karlsruhe hat bereits 55 Hallen, vier neue sind beantragt.
Ein weiteres Problem ist die wachsende Zahl Spielsüchtiger, sagte Martin Epperlein, Berater bei der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart. "Es gibt eindeutig eine Trendlinie zwischen den zunehmenden Spielhallen und den Klientenzahlen." Die Betroffenen würden zudem immer jünger. Dieser Beobachtung widersprechen allerdings einige Ordnungsämter. "In der Regel werden die Jugendschutzvorschriften eingehalten", sagte zum Beispiel Freiburgs Rathaussprecherin Petra Zinthäfner. Auch in Freiburg sind zu den 28 Spielhallen weitere beantragt. Heilbronn hat gar keine Probleme mit Spielhallen. Dabei ist die Zahl auch hier von 43 (2006) auf 60 gestiegen.