In Berlin sind rund schätzungsweise 17.000 Menschen glücksspielsüchtig. Jetzt soll ein Präventionsprogramm des Senats vor allem Jugendliche vor den Gefahren aufklären. Auch soll die Neuansiedlung von Spielhallen in den Bezirken erschwert werden.
Damit aus einem Zeitvertreib kein gefährliches Spiel wird, hat die Senatsgesundheitsverwaltung am Donnerstag eine Kampagne zur Vorbeugung von Spielsucht gestartet. Aufklärung ist dabei das zentrale Anliegen.
Außerdem hat die Klinik für Psychotherapie und Psychiatrie an der Charité einen Forschungsauftrag erhalten. Sie wird erstmals in Berlin spielsüchtige Menschen befragen, um Näheres über das Krankheitsbild herauszufinden.
Kinder und Jugendliche sind nach Angaben der Senatsgesundheitsverwaltung besonders gefährdet. So sei das Glücksspiel für unter 18-Jährige in Deutschland zwar verboten, viele Minderjährige spielten dennoch an Automaten oder auch am heimischen Computer Online-Poker oder Internetsportwetten. In Berlin seien schätzungsweise 17.000 Menschen glücksspielsüchtig. Rund 80 Prozent spielten an Automaten. Wie berichtet, verzeichnen die Bauämter in etlichen Bezirken seit Monaten eine Flut von Spielhallen-Anträgen.
400.000 Euro fließen nach Angaben von Senatorin Katrin Lompscher (Linke) in diesem Jahr in die Prävention der Glücksspielsucht, die seit 2001 als Krankheit anerkannt ist. Das Geld stammt von den Abgaben, die Lottofilialen und Spielbanken entrichten. Letztere hätten mit der Einführung des Glücksspielstaatsvertrages 2008, der unter anderem vorschreibt, auf den Jugendschutz und die Spielsucht-Gefahr hinzuweisen, hohe Umsatzeinbrüche zu verzeichnen.
Berlin nahm 2008 aus dem Lottobereich 46,3 Millionen Euro an Abgaben ein, 2007 waren es 53,4 Millionen Euro. Bei den Spielbanken sei der Umsatz noch stärker zurückgegangen: So betrugen die Abgaben ans Land 2007 noch 43,3 Millionen Euro im Vergleich zu 18,4 Millionen Euro im vergangenen Jahr.
"Das Glücksspiel verzeichnet dennoch einen Zuwachs. Wenn es unproblematisch läuft, ist es in Ordnung. Für Jugendliche allerdings ist der Spielreiz kombiniert mit Geld besonders gefährlich. Der Automat gewinnt immer“, sagte Kerstin Jüngling, Leiterin der Fachstelle für Suchtprävention, bei der das Projekt angesiedelt ist. Wer bei hohen Verlusten glaube, die Chance zu haben, etwas zurückzugewinnen, habe bereits ein ernsthaftes Problem. Verschuldung, Arbeitsplatzverlust und die Zerrüttung der Familie seien programmiert.
Lompscher erhofft sich von der Auswertung der Erfahrungen mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag auch Regulierungen, die möglicherweise für die Spielhallen gelten könnten. Sie unterlägen allerdings dem Bundesrecht, und die Wirtschaftsressorts seien gefragt. Die Initiative der Berliner Bauämter, in Straßen mit einer Spielhallen-Häufung Nutzungsverbote zu erlassen, begrüßt sie. Bei der Novellierung des Nichtraucherschutzgesetzes werde gerade geklärt, dass künftig auch in Spielhallen Rauchverbot herrsche. Spielhallen würden künftig als Kultur- und Freizeiteinrichtungen und nicht mehr als gastronomische Einrichtungen geführt.