Rauchverbot, Kontrollen, Konkurrenz und die Krise setzen den Spielbanken im Norden zu. Aber das neue Casino am Stephansplatz wächst trotzdem
In Hamburg und Schleswig-Holstein verzeichneten die Spielcasinos deutliche Umsatzrückgänge von bis zu 20 Prozent. Auch die Wirtschaftskrise hat nach Angaben von Unternehmenssprechern ihre Spuren hinterlassen. "Das Gesetz, zunehmende Konkurrenz durch Internet-Glücksspiele und die allgemeine Konjunkturkrise gehen auch an der Spielbank nicht vorbei", sagte Hergen Riedel, Sprecher der Spielbank Hamburg Jahr + Achterfeld KG. 2008 sei der Brutto-Spiel-Ertrag - vergleichbar mit dem Umsatz - um knapp 20 Prozent gesunken. Konkrete Zahlen werden nicht genannt. In der Vergangenheit führte der Betreiber um die 40 Millionen Euro an die Stadt ab.
Der seit einem Jahr geltende Glücksspielstaatsvertrag verlangt, dass die Casinos neben den Roulette- und Black-Jack-Spielern auch die Ausweise von Automatenspielern kontrollieren, um gesperrte Teilnehmer zu erkennen. Deshalb seien Automatenspieler dorthin ausgewichen, wo keine Ausweiskontrollen stattfinden, so Riedel. Er verwies auf deutliche Umsatzzuwächse bei Spielhallen und Automatenherstellern.
Dennoch meldete die Spielbank Hamburg auch Positives: "Die Entscheidung, Hamburg ein Casino zu geben, dass die Spieltraditionen von Roulette und Black Jack pflegt, war richtig", berichtete der Sprecher. "Der neue Hauptstandort am Stephansplatz, das Casino Esplanade, verzeichnet gegen den Branchentrend sogar Zuwächse." Die Mischung aus modernem Ambiente und Spielkultur ziehe auch immer mehr auswärtige Gäste an. "Leider können diese Erfolge die Entwicklung im Automatenspiel nicht auffangen." In den fünf Hamburger Casinos werden jährlich rund 500.000 Casinobesucher gezählt. Das Unternehmen beschäftigt etwa 334 Mitarbeiter, darunter 90 Croupiers.
"Das Einspielergebnis in 2008 ist bei unseren Spielbanken im Durchschnitt um 15 Prozent rückläufig", sagte der Sprecher der Geschäftsführung der Spielbank Schleswig-Holstein, Matthias Hein. Zur Gruppe gehören die Casinos in Travemünde, Schenefeld, Kiel, Westerland (Sylt) und Flensburg. Ein Grund für das Minus sei das Rauchverbot. "Das hat uns deutliche Verluste gebracht." Wer als Raucher vor die Tür gehe, spiele weniger: "Jede Spielunterbrechung ist auch für viele ein Anlass, nach Hause zu gehen." Überdies habe die wirtschaftliche Entwicklung im zweiten Halbjahr 2008 zu einer Spielzurückhaltung in den Spielbanken geführt.
Insgesamt 240 Mitarbeiter sind in der Schleswig-Holsteinischen Spielbankgesellschaft beschäftigt. Jährlich besuchen mehr als 300.000 Gäste die Glücksspielstätten im nördlichsten Bundesland.