Wettbüros in Frankfurt

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In der Grauzone


Wenn die Eintracht am Samstag gegen Bochum spielt, hofft Tim auf ein Tor in den ersten 15 Minuten. Dann würden aus seinen fünf Euro Einsatz 15. Außerdem wettet Tim darauf, dass die Bayern gegen Hoffenheim unentschieden spielen, Schalke gegen Hertha gewinnt und Deutschland bei der Europameisterschaft der Handballerinnen Dritter wird.

Tim ist ein Zocker. Einer, der auf das schnelle Geld im Wettbüro hofft. Er sei selbst kein Sport-Fan, sagt er. Vermutlich würde er sich sogar ein Bundesliga-Spitzenspiel wie Bayern gegen Hoffenheim am Freitag noch nicht einmal im Fernsehen anschauen. Wenn es für ihn nicht um sehr viel Geld ginge. "Sportwetten sind meine Arbeit", sagt Tim.

Bei rund 70 Wettbüros kann Tim allein in Frankfurt seine Tipps abgeben. Angeboten werden vor allem Sportwetten, aber auch auf den Sieger von "Deutschland sucht den Superstar" oder den Gewinner von Stefan Raabs Wok-WM lässt sich in manchen Läden tippen. Die Büros befänden sich quer über Frankfurt verteilt, sagt Reinhold Döll vom städtischen Ordnungsamt. Allerdings sei es recht schwierig, eine genaue Liste mit allen Anbietern aufzustellen. "Wir können nicht ausschließen, dass in einem Hinterzimmer eines Internetcafés auch Wetten angeboten werden", sagt Döll.


Gerichtsverfahren läuft

Hinterzimmer, Internetcafés, Wetten auf irgendwelche Fußballspiele in Übersee - die Welt des Boris Rhein war das nicht. Der CDU-Politiker, der mittlerweile Wirtschaftsdezernent ist, hatte den Büros in seiner gut einjährigen Amtszeit als Ordnungsdezernent den Kampf angesagt. Mehrfach forderte Rhein die Betreiber auf, ihre Läden zu schließen. Ansonsten würden sie geschlossen.

Die Gerichte schienen auf Rheins Seite zu sein. Sie bestätigten, dass das Glücksspielmonopol beim Staat liegt. Das heißt: Nur die Bundesländer dürfen Wetten anbieten. Zocker wie Tim sollten Oddset spielen, wobei sich bei diesem Spiel in der Regel nur das Ergebnis von ausgewählten Fußballpartien tippen lässt. Wetten auf den Zeitpunkt von Toren bieten die staatlichen Lotteriegesellschaften jedenfalls nicht an. Ausgenommen vom Glücksspielmonopol sind nur Pferdewetten.

Bestärkt durch derartige Urteile, ließ Rhein hart durchgreifen. Vor allem im Jahr 2006 schloss das Ordnungsamt viele Büros. Doch eindeutig war die Rechtslage nie. Sportwetten befinden sich bis heute in einer rechtlichen Grauzone.

Derzeit geht die Stadt nicht gegen die Anbieter vor, denn mittlerweile hat sich der Europäische Gerichtshof in die Angelegenheit eingeschaltet. Er überprüft, inwieweit Regelungen wie das Glücksspielmonopol mit europäischem Recht vereinbar sind. Voraussichtlich im Frühling werden die Richter ihr Urteil sprechen. Sollten sie entscheiden, dass die Schließung von Wettbüros rechtens ist, würde die Stadt schnell tätig, sagt Döll. Die Anbieter müssten ihre Geschäfte dann innerhalb kurzer Zeit einstellen.

So lange aber darf Tim zocken. Zwar könnte er seine Tipps auch im Internet abgeben, aber er zieht den Gang ins Wettbüro vor. Schließlich kann er sich dort mit anderen Spielern austauschen. "Diese Läden sind mein Büro", sagt Tim.