13.06.2008

Wien, 13. Juni 2008
Ein chinesischer Koch hatte in Wien drei Banküberfälle begangen und war auf dem Weg zum nächsten Coup: „Weil es in Österreich so leicht ist.“

Schon vor Jahren war der Verdächtige Zhanlei H. als Flüchtling nach Europa gekommen. Zunächst in Holland – hier erhielt er auch die Staatsbürgerschaft – dann in Wien, baute er sich eine Existenz als Koch in einem China-Restaurant auf; manchmal jobbte er auch in einem Lokal in Oberösterreich. Doch der 30-jährige Zhanlei hat eine Leidenschaft und damit ein großes (finanzielles) Problem. Er ist ein Spieler: Pokern, einarmige Banditen und womit man sich sonst noch tief in die Kreide reiten kann.
Postamt
Vollkommen pleite, half nur noch die krumme Tour. Den ersten Coup verübte der Serien-Täter am 3. April auf ein Postamt in Wien-Margareten. Dabei erbeutete der schmächtige Mann, der seine asiatische Herkunft trotz Sonnenbrillen, hochgestelltem Kragen und tief in die Stirn gezogenem Hut kaum verbergen konnte, viel zu wenig. Nur sechs Tage danach spazierte er in derselben Aufmachung mit einer schwarzen Spielzeugpistole in eine BA-CA in Meidling. „Mehr, mehr“, befahl er mit dem für Chinesen typischen L-Akzent – und bekam kein Mehl, sondern (wieder zu wenig) Knete.
Pendler
Am 15. Mai schlug der ganz in Schwarz gekleidete Asiate erneut zu – diesmal in einer BA-CA-Filiale in Hietzing. Die Polizei wusste mittlerweile, mit wem sie es zu tun hatte, und ,dass der Chop-Suey-Koch nach jeder Tat in die Niederlande pendelte und dort untertauchte. Dennoch gelang Zhanlei H. erneut die Flucht ins Chinesenviertel von Amsterdam.
2. Klasse
Vergangenen Mittwoch war er per Zug wieder auf dem Weg nach Wien und saß, die Spielzeugpistole im Gepäck, im 2.-Klasse-Abteil. „Offenbar plante er einen neuen Coup“, sagt KD 1-Leiter Michael Mimra. Zhanleis Pech und Glück für die Cops: In Salzburg wurde wegen der Fußball-EM eine Schengen-Kontrolle durchgeführt und der per internationalen Haftbefehl Gesuchte festgenommen. Was der Polizei trotz des Fahndungserfolgs Sorgen macht, ist das Bekenntnis des Chinesen, warum er immer in Wien zuschlug: „Es geht hier so einfach.“