22.04.2007
Illegales Glücksspiel: Polizei sprengt Poker-Runde in einer Gaststätte
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Organisatoren – Jetons, Spielkarten und Startgeld beschlagnahmt
Von Bettina Thoenes
Ein öffentlich beworbenes Poker-Turnier hat die Polizei in einer Gaststätte in der Braunschweiger Innenstadt gesprengt. Die Ermittler haben Jetons, Spielkarten und Startgeld beschlagnahmt.
Wegen illegalen Glücksspiels ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Gastwirt, die Organisatoren – Mitglieder eines süddeutschen Poker-Clubs – und drei Croupiers. Die 20 bis 30 Spieler müssen ebenfalls mit Ermittlungsverfahren rechnen.
Pokern sei grundsätzlich nicht verboten, sagt Klaus Ziehe, Sprecher der Staatsanwaltschaft, aber die Grenze zum illegalen Glücksspiel sei schnell erreicht. Im Fall des Poker-Turniers reichten aus Sicht der Strafverfolger bereits 15 Euro Startgeld und der Gewinn – eine Clubmitgliedschaft im Wert von 48 Euro – aus, um einzuschreiten.
Ziehe zufolge veranstaltet der Poker-Club deutschlandweit Turniere. Der Gewinn für den Bundessieger: ein Ticket nach Las Vegas zur Poker-Weltmeisterschaft.
Für die Ermittler stehen solche Turniere auch für einen neuen Trend: Pokern ist längst aus den Hinterzimmern des Milieus herausgekommen. Wer aber bei öffentlichen Veranstaltungen mitspielt, sollte auf die Höhe von Startgeld und Gewinn achten, warnt Ziehe. "Sonst setzt er sich der Gefahr der Strafverfolgung aus." Schon die Aussicht auf einen Gewinn im Wert von 25 bis 30 Euro reiche aus, um die Grenze vom Unterhaltungsspiel zum illegalen Glücksspiel zu überschreiten.
Dass die Unkenntnis groß ist, weiß Harald Hochmal, bei der Braunschweiger Kripo Sachbearbeiter für illegales Glücksspiel. Im Fall des Poker-Turniers hätten die Veranstalter polizeiliche Warnungen im Vorfeld in den Wind geschlagen. Die Folge: Die Polizei beendete kurzerhand die gut besuchte Poker-Partie, die im Internet angekündigt war.
Mit dem Turnier, für das es keine behördliche Erlaubnis gab, ist zum ersten Mal in Braunschweig illegales Poker-Spiel ins Blickfeld der Ermittler geraten. "Bisher hatten wir eher mit Roulette in Hinterzimmern zu tun," wie Polizeioberkommissar Hochmal sagt.
Polizeisprecher Wolfgang Klages warnt auch vor der Suchtgefahr, die Pokern mit sich bringe. "Pathologisches Spielen bedeutet immer Flucht vor der Wirklichkeit." Mit möglicherweise kriminellen Folgen: der Beschaffungskriminalität, um Spiel-Schulden zu decken.
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