Ex-Banker von Bear Stearns wird mit Poker reich

[Casinonews]

Was tun wenn die Investmentbank, bei der man jahrelang gearbeitet hat, zusammenbricht? Topmanager Steven Begleiter von Bear Stearns Cos. nahm die Gewinne, die er mit seinen Freunden vom Pokerklub in Chappaqua, New York, angesammelt hatte, legte 5000 Dollar eigenes Geld drauf und fuhr im Juli zur Poker-Weltmeisterschaft nach Las Vegas.

Für eine Teilnahmegebühr von 10.000 Dollar durfte der 47- jährige um die World Championship in der Pokervariante No-Limit Texas Hold'Em mitspielen. Wie 6494 andere Spieler aus dem ganzen Land. Nach drei von acht Turniertagen hatte er es unter die letzten 28 Spielern geschafft - und stand knapp vor dem Aus. Ein As, eine Dame und ein Paar Könige entschieden über sein ganzes Geld.

"Ich dachte: Wenn ich jetzt danebenhaue, bin ich einfach einer, der es unter die letzten 28 geschafft und versagt hat", erinnert sich der ehemalige Chef der Unternehmensstrategie von Bear Stearns im Gespräch mit Bloomberg News. "Bevor die Investmentbank verkauft wurde, habe ich noch nie an einem Hauptturnier teilgenommen. Doch dann bin ich auf die Idee gekommen und dachte, warum nicht? Wie viel schlimmer kann es schon noch kommen? Der Job war Teil meiner Identität - und peng, weg war er."

Texas Hold'Em ist eine der Pokervarianten, die am häufigsten von Spielbanken angeboten werden, so auch im Kasino des Rio All-Suite Hotel, das die Poker-WM austrägt. Fünf offene Karten werden in die Mitte des Spieltisches gelegt. Jeder Spieler kann sie verwenden, um sein Blatt zu bilden. Von den eigenen Hand-Karten darf er dazu jedoch nicht mehr als zwei verwenden. Begleiter hatte Glück. Die vierte Gemeinschaftskarte war auch ein As - und er blieb im Spiel.

In der Folge ließ er die meisten der verbliebenen Konkurrenten hinter sich und schaffte es ins Finalspiel der besten acht, das an diesem Wochenende stattfindet. Seine Chancen stehen gut. Begleiter hat Chips im Gesamtwert von 29,9 Millionen Dollar (20,1 Mill. Euro) angehäuft - nur zwei seiner Mitspieler an diesem Wochenende haben mehr.

"Er war immer extrem analytisch und klug", sagt Begleiters Ex-Arbeitskollege Michael Levine, der ihn seit 1989 kennt. "Um es bei Bearn Stearns bis auf die Führungsetage zu bringen, muss man schon Talent haben. Und das hat er mit Sicherheit."

Begleiter beschreibt seinen Erfolg beim Poker so. "Ich hatte Glück, dass ich kein Pech hatte. Aus viel habe ich noch mehr machen können." Mit stetigem Spiel hat er bislang 1,25 Mill. Dollar gewonnen; falls er das Hauptturnier gewinnt, erhält er 8,55 Millionen Dollar. Begleiter ist zu einer Poker- Berühmtheit geworden, auch wenn die Kommentatoren des Fernsehsenders ESPN, der die Poker-Meisterschaft überträgt, über seine Vergangenheit bei Bear Stearns ihre Witze machen.

Nach 24 Jahren bei der Investmentbank hat Begleiter bei der New Yorker Private-Equity-Firma Flexpoint LLC angeheuert. Sein Freund Levine ist mittlerweile Privatier und investiert in Hypothekenanleihen. Zusammen mit Begleiter und anderen spielt er zwölf Mal im Jahr Poker. 20 Prozent der Gewinne stellt der Pokerklub zurück, damit der Champion an der Poker- Weltmeisterschaft teilnehmen kann.

Er bekommt die Eintrittssumme von zehntausend Dollar finanziert. Von seinen Gewinnen erhält im Gegenzug jedes Klubmitglied zwanzig Prozent. Alle reisen zusammen nach Las Vegas, um ihren Freund anzufeuern, wann immer er eine Hand gewinnt. Wenn sie Glück haben, verschafft Begleiter an diesem Wochenende jedem von ihnen rund 81.000 Dollar. "Es zeigt, dass das Leben ein wenig ist wie ein Pokerspiel", sagt Begleiter. "Du schlägst dich gut, du steckst ein paar Niederlagen ein und Du musst Dich wieder aufrappeln."