Glücksspielsucht folgt einem Schema

[Shinobi]

Spielsucht ist ein Thema was uns immer begleitet, wenn wir in Online Casinos, Spielbanken oder Spielhallen verweilen. Woran kann man sie erkennen und ist man selbst schon gefährdet? Wann hat man sich noch unter Kontrolle und zu welchem Zeitpunkt verlieren wir sie? Claudia Kirschner ist Leiterin der Thüringer Fachstelle für Suchtberatung. Nach mehreren Jahren Tätigkeit, erkennt sie ein immer wiederkehrendes Schema, wie Menschen in die Spielsucht geraten.

"Wer am Anfang gewinnt, hat eigentlich verloren", erklärt sie und belegt dies mit einem Satz eines Betroffenen aus Thüringen: "Bei mir waren es fünf Mark und daraus wurden dann 176 Mark." Dieser Mann verlor in der Tat alles, seine Eigentumswohnung, das Auto, einfach alles. "Irgendwann kommt dann der Moment, an dem du wirklich abends schon dran denkst: Was habe ich heute verspielt? Morgen muss du das herausholen."

Die Mehrheit sind Männer und 70 Prozent der Personen enden auf dieselbe Weise. Sie verlieren den sozialen Kontakt, Freunde und Familie wenden sich ab, es werden Schulden angehäuft (im Schnitt 54.000 Euro) und nur wenige davon suchen die Beratungsstellen auf. Ein Großteil lebte vorher auch schon allein und flüchtete sich deshalb in die Welt der funkelnden Lichter.

32 Milliarden Euro wurden in 2011 an deutschen Spielautomaten umgesetzt, die Zahl der aufgestellten Geräte steigt, der Spielerschutz wird oft ignoriert oder greift nicht.

[WinningJack]

Gut, das ist ja nichts Neues. Vorher waren sie meist glücklich verheiratet, mit Kindern und einem Haus. Dann haben sie mit fünf Euro begonnen und konnten nicht mehr aufhören bis aller Besitz verspielt war. Die andere Zielgruppe, bereits alleinstehende Personen, kann ich mir ebenso gut vorstellen. Wie immer fehlt es aber auch den meisten Menschen an der nötigen Aufmerksamkeit, sowas rechtzeitig zu entdecken und Hilfe anzubieten.

[Random]

Die Frage ist doch eher, wie man die Zwangsspieler gar nicht erst zum Spiel bringt. Es sind doch wie erwähnt oft Leute, die zum Beispiel dringend Geld brauchen und denken, das Spiel wäre ein leichter Weg um daran zu kommen. Und die anderen sind wie du schon sagtest einfach einsam und wollen so wenigstens vom Automaten Aufmerksamkeit bekommen - und von der netten Bedienung, die sich übers Trinkgeld freut. Hier müsste man schon zu Hause bei den Leuten ansetzen und ihnen zb eine leichtere Schuldnerberatung bieten oder Wege aus der Vereinsamung.

[Timo_B]

Es ist doch bei allen Suchtmitteln ähnlich. Das Problem muss globaler betrachtet und angegangen werden.

[WinningJack]

Naja, Spielautomaten in den Daddelhallen sind weltweit ein Problem, aber hier nur regional zu lösen. Auch die unterschiedlichen Gesetzgebungen machen es schwierig. Zwar macht der Bund Vorgaben, lässt den Ländern und Kommunen aber ziemlich freie Hand bei der Auslegung der Gesetze. Für Unternehmer ist es schwierig, Spielsüchtige sind sichere Einnahmequellen, Moral ist dort nicht mehr gefragt. Und die Angestellten wissen oft nicht, wie sie sich zu verhalten haben. Es gibt also viele Baustellen die man gleichzeitig angehen müsste.