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Thema: Streit um Lottogewinn

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    News Editor Avatar von Casinonews
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    Standard Streit um Lottogewinn

    Seit Jahren wusste Adam: Irgendwann knacke ich den Lotto-Jackpot. Und tatsächlich: Er tippte sechs Richtige. Doch dann kam sein Kollege und forderte einen Teil des Gewinns. Eine tragische Geschichte.

    Nur eine Nacht ist Adam high. Er denkt: endlich am Ziel! Doch dann zerfällt sein Glück in Stücke. Es ist die Nacht vom 2. auf den 3. Juli 2008. Er erinnert sich genau, er erzählt es in polnisch gefärbtem, weich gedehntem Deutsch, detailgetreu, als hätte er sich selbst gefilmt, es war das größte Ereignis seines Lebens: Von halb acht an saß er auf dem Sofa. Im Fernsehen verfolgte er die Ziehung der Lottozahlen. In der rechten Hand hielt er den Bleistift, in der linken ein Lineal, vor ihm auf dem Tisch: der Spielschein. 50 Zahlenreihen. Adam verglich Zahl für Zahl, er spürte sein Herz immer heftiger pochen: 1, 9, 12, 22, 23, 27, Zusatzzahl 6. Er sagte kein Wort. Er stand langsam auf, stand einfach da und starrte in den Garten, dann erst brach es aus ihm heraus: "Frau! Wir haben den Jackpot!" Seine Frau stürzte aus dem Nebenraum: "Wer?" Er: "Ich! Und Waldemar!" Er rief Waldemar an, der den Gewinnschein mit bezahlt hatte und ganz aus dem Häuschen war. Sie jubelten, großes Geschrei: Sie sind reich!

    Drei Wochen später beschlagnahmt die Staatsanwaltschaft 1,1 der gewonnenen 1,73 Millionen Euro. Adam und Waldemar bleiben je 289.000 Euro. Freuen können sie sich nicht.

    Groß, schlaksig, die schwarzen Haare kurz geschoren, das Auffallendste an dem 44-jährigen Adam B. sind die abstehenden Ohren und die schwarzen Augen, die ziemlich melancholisch schauen. Er möchte sich nicht von vorn fotografieren lassen, das müsse doch nicht sein. Ein strahlender Lottogewinner?

    Adam B. ist eher ein Beispiel dafür, dass einem das Glück sofort ein Schnippchen schlägt, wenn man sich von ihm ein allzu konkretes Bild macht. Elf Monate nach dem Glücksabend hockt er nun bekümmert auf dem Sofa in seinem Wohnzimmer im gemieteten Reihenhaus im Westen von Hildesheim. Seine Frau brütet gegenüber im Sessel, unter dem Esstisch lugt ein schwarzer Hund hervor. Adam raucht viele Zigaretten.

    Eigentlich ist er ein scheuer Mensch, aber jetzt will er über seinen doch rechtschaffen verdienten Gewinn sprechen. Es ist ihm anzusehen, dass er sich nicht fühlt wie ein Sieger, eher wie eine arme, vom Leben betrogene Sau. Und das zum zweiten Mal schon.

    Das erste Mal lebte Adam B. noch im südlichen Polen. Er war jung, seine Zukunft war düster. Adam kam vom Land und malochte bei Gliwice im Bergbau. Daran hat er schlimme Erinnerungen. Morgens in die Grube fahren, den ganzen Tag in der Dunkelheit. Die beklemmende Enge, der feuchte Geruch. Er bekam Kopfschmerzen. Rote Pusteln im Gesicht. Die anderen: alle stärker als er, er war ein Außenseiter. Ab und zu spielte er Lotto. Er malte sich aus, wie das wäre: Millionen zu haben. Den anderen überlegen zu sein. Ihnen zuzurufen: Ihr könnt mich mal!

    Doch einmal fehlte ihm das Geld, um den bereits ausgefüllten Spielschein abzugeben. Ihm entging ein Millionengewinn. Das war der Tag, an dem Adam merkwürdigerweise begann, verbissen an sein Glück zu glauben. Er schaut jetzt in seinen Garten hinaus, sein Blick streift die geschrubbten Terrassenplatten, die Gartenzwerge aus dem Pflanzenmarkt, er zuckt mit den Schultern: Der Mensch habe in einer solchen Situation zwei Möglichkeiten. Entweder verzweifeln oder die Sache so auffassen: Das Glück will zu ihm, man muss ihm nur den Weg ebnen. "Nä?", fragt Adam und lächelt seiner Frau ein bisschen spitzbübisch zu. Er hat eine nette Frau, aber seine Geliebte hieß ab sofort Lotto. Bis zu 500 Euro im Monat wird er später bei ihr liegen lassen.

    Der verpasste Gewinn machte ihn mutig. Er fühlte sich von nun an wie ein Auserwählter. Er kündigte im Bergbau. Wanderte nach Deutschland aus, seine Frau hat deutsche Vorfahren. Adam findet einen Job beim Autozulieferer Bosch in Hildesheim, drei Schichten im Wechsel, öde und anstrengend, aber nicht schlecht bezahlt, zum Schluss verdient er 1800 Euro netto im Monat.

    Er ist immer pünktlich, zurückhaltend, die anderen wissen von ihm nur: Er hat einen Hau, was Lotto angeht. Er kann Gewinnchancen vorrechnen, er weiß genau, welches Glücksspiel gerade welchen Gewinn ausschüttet und was es kostet. Er ist besessen, kann man sagen.

    Es gibt nur einen am Fließband, mit dem er nicht klarkommt: Jerzy S., 49, auch aus Polen. Der spricht besser Deutsch und lässt ihn das spüren. Jerzy ist so etwas wie der Gegenentwurf zu Adam: ein Lebemann, solariumgebräunt, einer mit vielen Kontakten in der Stadt, einer, das ist Adams Eindruck, dem alles zufliegt. Adam hat oft das Gefühl: Jerzy erkennt seine Unsicherheit und kann ihn auflaufen lassen - und wenn er nur die rechte Augenbraue hochzieht und so tut, als verstünde er sein Deutsch nicht. Aber Adam lässt Provokationen an sich abprallen, er verhält sich kollegial, geht ja davon aus: Seine Zukunft ist der Hauptgewinn.

    Manchmal träumt er Zahlen und ärgert sich, dass er sie am Morgen wieder vergessen hat. Es ist, als hätte er mit dem Glück den Vertrag geschlossen, möglichst kein Spiel mehr zu versäumen. Damit er sich das leisten kann, motiviert er die Kollegen mitzumachen. Eine feste Gruppe aus Montagehalle 152 spielt bald jede Woche Vollsystem, immer dieselben Zahlen. Waldemar aus Kasachstan, mit dem Adam später den Millionencoup landen wird, ist dabei, Jerzy auch. Ab und zu gewinnen sie ein paar Hundert Euro, dann wird in der Kaffeepause brüderlich geteilt. Zusätzlich trommelt Adam wechselnde Tippgemeinschaften zusammen, wenn sich ein Jackpot angesammelt hat oder ein "Superding" auf dem Markt ist - so eins wie am 2. Juli 2008, ein Sonderangebot der Lottogesellschaft: 50 Kästchen für 62,50 Euro.

    Mal machen nur zwei Kollegen mit, mal mehr. Meistens sind es Leute aus Adams Schicht, weil es einfach für ihn ist, die schnell anzuwerben. Waldemar gehört zu seiner Schicht, Jerzy nicht.

    Grundsätzlich ist es Adam, der für die anderen alles erledigt: Er sammelt das Geld ein, kauft die Scheine, kopiert sie, übergibt die Kopien am nächsten Tag seinen Mitspielern. Wenn die Kollegen murren: "Das wird doch nichts", erzählt er von Polen und spornt sie an: "Jungs, das klappt. Wir gewinnen! Und dann fliegen wir nach Australien und reiten auf Kängurus."

    Dabei sind seine Pläne viel banaler. Einen Riesenbatzen Geld auf dem Konto haben, ein tolles Bad, ein Neuwagen, weiter zu Bosch gehen, die polnische Verwandtschaft unterstützen. Nach außen der Alte bleiben, aber im Stillen sicher sein, dass er der King ist, dass kein Mensch ihn mehr einschüchtern kann: Das ist Adams Vision vom Glück.

    Und dann gewinnt er wirklich. Zum zweiten Mal sechs Richtige mit Zusatzzahl. Die Königskrone. Er könnte stolz sein. Er könnte als König durch die Hallen bei Bosch spazieren. Doch Jerzy S. macht ihm einen Strich durch die Rechnung, ausgerechnet Jerzy gelingt es, ihm den Thron wegzureißen, bevor er ihn besteigen kann. Jerzy behauptet: Er habe an jenem 2. Juli auch mitgespielt. Ihm stehe deshalb ein Drittel der 1,73 Millionen zu, 578 000 Euro. Jerzys Anwalt sagt: Niemand könne beweisen, dass Jerzy nicht mitgespielt habe. Jerzy selbst will sich dem Stern gegenüber nicht äußern. Kurz nachdem der Lottogewinn feststand, hat er seine beiden Kollegen angezeigt.

    Es ist eine der erniedrigendsten Situationen in seinem Leben, an die sich Adam erinnern kann: Als er am Tag nach der Ziehung zur Arbeit kommt, ist Jerzy schon vor ihm da. Er hat herumerzählt, Adam, Waldemar und er hätten Millionen gewonnen, aber Adam sei ein verdammter Betrüger. Er wolle ihm seinen Teil nicht geben. Zwei Kollegen rufen Adam mit bösem Unterton zu: "Na, Millionär", die anderen schweigen. Fünf Tage später wird Adam krank. Er hält das nicht aus. Er hat Kopfschmerzen und Pusteln im Gesicht, wie früher im Bergwerk.

    "Man kann sich kaum jemanden vorstellen, der akkurater ist als Adam", sagt der Teamchef aus Halle 152. Alle hätten ihm vertraut. Aber was nutzt ihm das? Plötzlich schlagen ihm Misstrauen und Neid entgegen. Er ist für die anderen nicht mehr der große Lottomann, sondern womöglich nur ein mieser Betrüger. So, als hätte einer immer fürs Christentum geworben, und dann kommen Zweifel auf: Vielleicht handelt es sich um den Teufel?

    Adam B. ist keiner, der sich verteidigen kann. Jerzy führt das Wort. Er stichelt, Adam habe vorher auch schon andere übers Ohr gehauen. Vier Monate später kündigt Adam. Es sieht aus wie eine Flucht, es ist eine. Er kauft ein Häuschen auf dem Land für 100.000 Euro - das kann er sich von seinem Lottogeld gut leisten. Das renoviert er jetzt, das meiste macht er allein, demnächst wollen sie umziehen. "Es ist wichtig, dass man etwas zu tun hat, ich bin ja erst 44", sagt Adam, und seine Frau nickt.

    Was nimmt sich Jerzy heraus? Adam kann es nicht fassen. Wie kann sich dieser Trittbrettfahrer vor allem trauen, ihm, Adam, der so angestrengt gekämpft hat, sein Glück zu verderben? Adam quält das mehr als ein paar Hunderttausend Euro mehr oder weniger auf dem Konto, es geht ihm vor allem ums Prinzip.

    Er hat aus dem Keller eine Kiste mit Lottoscheinen geholt, die steht jetzt neben dem Sofa, seit 20 Jahren bewahrt er jeden Schein darin auf, und auf jedem Schein steht in pingeliger Adam-Schrift, wer mitgespielt hat. Der Lottoschein vom 2. Juli 2008 ist in der Obhut seines Anwalts, darauf steht: "Adam. Waldemar". Das sei doch ein Beweis, sagt er.


    Vor wenigen Wochen gab es einen Gütetermin im Landgericht in Hildesheim. Wie Vertreter zweier Welten saßen sich die früheren Bosch-Kollegen Adam und Jerzy gegenüber. Jerzy im fröhlichen, orangefarbenen Hemd, braungebrannt, Kaugummi im Mund. Adam im grauen Pullunder, kerzengerade, bleich. Ab und zu schoss Adam einen düsteren Blick zu Jerzy hinüber, Jerzy sah weg. Adam sagte dem Richter knapp: Jerzy habe keine Kopie des Spielscheins. Waldemar habe dagegen eine! Was solle er noch sagen?

    Jerzy hielt laut dagegen: Er habe 21 Euro bezahlt, aber genau diesmal keine Kopie von Adam gekriegt. Und außerdem, das ist Jerzys Hauptargument, habe ihn doch sein Kumpel Waldemar eine Stunde nach der Ziehung angerufen und ihm ins Ohr gebrüllt: "Jerzy, wir haben gewonnen!"

    Waldemar, ein gemütlicher Brummbär aus Kasachstan, der früher mit Jerzy sonntags im Schrebergarten grillte, versuchte dem Richter an diesem Vormittag begreiflich zu machen, mit "wir" habe er nur sich selbst und Adam gemeint. Das habe er dem Jerzy schon hundertmal erklärt - auch bereits in einem zweiten Telefongespräch am Abend der Ziehung. Auch, dass er an jenem 2. Juli einfach irgendwem von seinem irren Glück erzählen wollte. Aber Jerzy beharrte: Mit "wir" sei auch er gemeint gewesen, ganz klar, er habe ja mitgespielt, Adam habe den eigentlich ehrlichen Waldemar dazu überredet, Jerzy auszubooten.

    Adam hat die Verhandlung später immer wieder im Kopf durchgespielt. Es bleibt für ihn dabei: Er versteht nicht, dass der Richter als Fazit einen Vergleich vorschlug. 395.000 für Jerzy, je 670.000 für Waldemar und Adam - "um des lieben Friedens willen". Adam lehnte entrüstet ab. Waldemar auch. Jerzy wäre einverstanden gewesen.

    Jetzt kann sich das Verfahren Monate hinziehen. "Der Ausgang ist völlig offen", sagte der Richter. Die Tippgemeinschaft habe keinen Vertrag, also sei es extrem schwierig zu klären, wer wirklich dazugehörte.

    Wenn man Adam B. in seinem Sofa sitzen sieht, Jogginghose, Pantoffeln, müder Blick, vor sich ein Berg sorgsam sortierter alter Lottoscheine, bleibt das Gefühl: Er wird keinen Frieden finden, egal, wie die Sache vor Gericht ausgeht. Wenn Jerzy ein Drittel des Gewinns abkriegt, hat Adam 578 000 Euro und in der Stadt den Stempel "Betrüger", eine Schmach, mit der einer wie er schlecht leben kann. Sollte Jerzy scheitern, dann müsste er die Kosten für das Verfahren tragen - das macht Adam und seiner Frau Angst. Zehntausende Euro können leicht zusammenkommen, Jerzy wäre ruiniert, glaubt Adam. Wer weiß, wozu so einer in der Lage wäre, denkt er manchmal.

    Vielleicht ziehen sie bald weg, sagen sie. Dahin, wo sie nie hinwollten, "nach Gran Canaria oder so". Dass vielleicht dort das Glück auf ihn wartet, kann Adam sich im Moment überhaupt nicht vorstellen. Lotto spielt er auch nicht mehr. Er sieht darin keinen Sinn mehr.

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